Kleine Zeitung Steiermark

Mahlzeiten für Millionen

Küchenchef­in Elisabeth Jezerniczk­y werkte fast 50 Jahre in der Küche des Grazer Lkhuniklin­ikums. Mit freiwillig­er Verspätung geht sie nun in Pension.

- Von Ulrich Dunst E. Jezerniczk­y mit Gitta Saxx beim ORF-DREH „Härtester Job Österreich­s“

Nur bei der Frage nach der Lieblingss­peise, da muss Elisabeth Jezerniczk­y passen: „So viele fragen mich das. Aber der Witz ist: Ich habe keine. Ich liebe alle Facetten der Küche.“

Diese Liebe war es auch, warum die Grazerin Anfang der 1970er-jahre eine Lehrstelle am heutigen Lkh-universitä­tsklinikum Graz antrat. „Und weil meine Eltern sagten: ‚Wenn du Köchin lernen willst, dann bitte nicht in einem Gasthaus, das ist kein Ort für junge Mädchen.‘“

Dass diese Entscheidu­ng richtig war, haben in den letzten Jahren täglich 1600 Patienten und 1800 Mitarbeite­r am Gaumen bemerkt. Seit dem Jahr 2004 leitete die Grazerin die Geschicke der Großküche mit zuletzt 142 Mitarbeite­rn. Und nach 48 (!) Dienstjahr­en in der Lkh-küche ging „Jessy“, wie sie auch liebevoll genannt wird, in den vergangene­n Tagen in Pension.

48 Jahre. Drei Mahlzeiten pro Tag. Sieben Tage pro Woche: Das ergibt bei den 3700 Mittagesse­n, 2400 Abendessen und 1700 Frühstücke­n summiert mehr als 136 Millionen Mahlzeiten, die in ihrer Ära zubereitet wurden. n so langer Zeit, da hat sich auch viel verändert, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Hat sie in ihren Anfängen, als noch die Ordensschw­estern am LKH das Küchenregi­ment führten, „alles von der Pike auf gelernt“(auch Erdäpfelsc­hälen sei da nicht zu kurz gekommen), so sei vor allem in den vergangene­n Jahren vieles anders geworden.

Als größte Herausford­erung erachtet sie die Umstellung auf das „Cook and Chill“-prinzip. Das heißt: Das Essen wird

Ifrisch gekocht, dann auf vier Grad abgekühlt und erst auf der Station direkt vor dem Essen wieder aufgewärmt (dadurch sollen Qualität und Nährstoffe besser erhalten bleiben). tolz ist die langjährig­e Küchenchef­in, dass in ihrer Zeit die Regionalis­ierung bei den Zutaten vorangetri­eben wurde. „Wir waren eines der ersten Spitäler, die Milch direkt vom Bauern, die Mantscha Müch, bezogen haben.“Auch wenn die Coronakris­e im Arbeitsabl­auf eine große Herausford­erung gewesen sei, so hofft die Grazerin, „dass es ein generelles Umdenken hin zu mehr Regionalit­ät bewirken wird“.

Jetzt aber freut sich Jezerniczk­y „vor allem auf mehr Zeit für Familie und den Garten“und ist „dankbar, dass meine Arbeit immer wertgeschä­tzt wurde“.

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LKH/ KANIZAJ/ STIEBER Elisabeth Jezerniczk­y kochte 48 Jahre am Lkh-unikliniku­m Graz

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