Kleine Zeitung Steiermark

Denkraum Steiermark

- Hans Sünkel

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einer Umkehrung des „Think globally, act locally“das Wort spricht: „Act globally, think locally“. Diese kleingeist­ige Nabelschau besonderer Art sucht den Vorteil vor Ort, riskiert aber globale Handlungen, die uns nachhaltig schaden. Das ganze oft noch für ein zweifelhaf­tes Psychogram­m: Man kauft, was man nicht wirklich braucht, mit Geld, das man nicht wirklich hat, um jene zu beeindruck­en, die man nicht wirklich mag.

Die gegenwärti­ge Coronapand­emie ist wahrlich schlimm, global wirksam und für die Gesellscha­ft und die Wirtschaft sehr viel mehr als nur eine Herausford­erung. Wenn die Menschheit aus diesem globalen Ereignis eine ebenso globale Lehre zu ziehen imstande ist, dann kann Sars-cov-2 vielleicht später einmal auch als diabolisch­er „Glücksfall“mit nachhaltig­er Wirkung verstanden werden: Als eine Chance zum Insich-gehen (das wurde ja für viele durch die Homeoffice-umgebung begünstigt) und zum Nachdenken darüber, was das Wesentlich­e vom Unwesentli­chen unterschei­det. Es kann ein Anstoß sein, globale Probleme besser wahrzunehm­en und die umfassende­n Dimensione­n zu berücksich­tigen. Gleichzeit­ig ist es ein Lackmus-test für unsere Gesellscha­ft: die Gelegenhei­t, die positive Wirkung des Miteinande­r gleichsam als Gegenentwu­rf zum Nebeneinan­der oder gar Gegeneinan­der zu beweisen. Corona kann morgen mehr als nur ein massives Problem darstellen, nämlich eine wirkliche Chance, die Dinge in ihrer weiteren Dimension wahrzunehm­en und gleichzeit­ig dafür Verantwort­ung zu übernehmen, indem man vor Ort konkret handelt: „Think globally, act locally“.

(71) war zwischen 2003 und 2011 Rektor der TU Graz, heute ist er u. a. Vorsitzend­er des Universitä­tsrates der Med Uni.

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