Humor aus dem Hausverstand
Die Kabarettistin und „Guglhupf“-prinzipalin Lore Krainer ist mit 89 Jahren verstorben.
Bis 2009 war fast jedem österreichischen Radiohörer bekannt, was „den Sonntag erst zu einem Sonntag macht“. Der „Guglhupf“nämlich, die Orf-kabarettsendung, die seit 1978 allwöchentlich das aktuelle Geschehen satirisch begleitete. Lore Krainer war von Anfang an dabei und übernahm 1988 die Leitung der spitzzüngigen Sendung.
„Entdeckt“hat die Krainer einer der Titanen des Nachkriegskabaretts, Gerhard Bronner. Krainer betrieb damals mit ihrem Mann in Graz das Restaurant im Girardi-keller, wo sie auch immer wieder zur Unterhaltung der Gäste auftrat. Die 1930 in Graz geborene Kleinkünstlerin war da schon eine alte Häsin. Bereits als Studentin machte sie Kabarett und trat später lange Zeit mit ihrem Mann in der Schweiz auf, bevor sie sich in den 1970ern in ihrer Geburtsstadt niederließ.
Der „Guglhupf “auf Ö 1 wurde ihr Revier, 3000 Lieder hat sie fürs Radio komponiert, an mehr als 1000 Sendungen mitgewirkt. Mit ihren Mitstreitern Gerhard Bronner und Peter Wehle, später mit Kurt Sobotka und Herbert „Happi“Prikopa hielt sie die Tradition des österreichischen Nachkriegskabaretts hoch. Sie pflegte ein musiklastiges, (bildungs-)bürgerlich gefestigtes Kabarett, das den gesunden Hausverstand hochhielt und sich als Anwalt des „Normalbürgers“verstand. Auch wenn man zum „kleinen Mann“und seinen politischen Schwachstellen auch immer wieder deutlich auf satirische Distanz ging.
Wie genial der „Guglhupf“eigentlich gewesen war, erkannte man, als das Nachfolgemodell schnell scheiterte. Wer heute in einen „Guglhupf“hineinhört, wird sich darüber wundern, wie gut dieses so aktualitätsgetriebene Kabarett gealtert ist. Krainer war eine hellwache, kritische Selbstdenkerin. Tugenden, die noch nicht aus der Mode sind.