Kleine Zeitung Steiermark

Späte Aussöhnung in Triest

- Von Stefan Winkler Vierzig Tage

100 Jahre nach dessen Brandschat­zung durch die Faschisten wurde am Montag der slowenisch­en Volksgrupp­e in Triest

ihr Volkshaus zurückgege­ben.

schickten, dauerte es viele Jahre, bis er sich vom „tödlichen Nebel“der grauenhaft­en Stimmung befreien konnte, die sich an diesem Julinachmi­ttag in sein Bewusstsei­n eingefress­en hatte.

Doch erst am gestrigen Montag, auf den Tag genau 100 Jahre später, hat die Geschichte, soweit das möglich ist, dann doch noch ein gutes Ende gefunden. Da wurde der Narodni dom im

Beisein der Staatspräs­identen von Italien und Slowenien feierlich an die slowenisch­e Minderheit von Triest zurückgege­ben. Und Boris Pahor wurde mit den höchsten Orden beider Länder geehrt. Er widme die Auszeichnu­ngen allen Toten der Diktaturen, die er selber erlebt habe: „Es sind so viele, so viele.“

„Die Geschichte lässt sich nicht auslöschen, das Leid der

Menschen dieses Landstrich­s wird nie vergessen“, sagte Italiens Präsident Sergio Mattarella. Das Unrecht wurde wiedergutg­emacht, der Gerechtigk­eit gedient, meinte sein slowenisch­er Amtskolleg­e, der wie der geehrte Schriftste­ller den Namen Boris Pahor trägt.

Um den hohen Symbolwert der Restitutio­n zu ermessen, muss man wissen, dass in Triest kaum etwas so umstritten ist wie die Erinnerung. Eine „unsichere Peripherie“hat der Historiker Giampaolo Valdevit die ehemals österreich­ische Hafenstadt genannt, zu deren tragischer Geschichte nicht nur der Terror der Faschisten und nach der Kapitulati­on Italiens 1943 die Verbrechen der deutschen Besatzer gehören, sondern eben auch die Gräuel von Titos Partisanen.

trieben sie im Frühjahr 1945 in Triest ihr Unwesen. Es waren düstere Wochen, in denen unzählige italienisc­he Zivilisten für immer in den tiefen

 ?? IMAGO ?? Berührende Gedenken: Die Präsidente­n Italiens und Sloweniens, Sergio Mattarella und Boris Pahor, hielten einander in Basovizza an der Hand
IMAGO Berührende Gedenken: Die Präsidente­n Italiens und Sloweniens, Sergio Mattarella und Boris Pahor, hielten einander in Basovizza an der Hand
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