Charmante Entführung ins Reich der Raubtiere
Beim 29. Internationalen Tanztheaterfest stand Körperkunst auf dem Programm.
Ob es geschmeidig ineinander verwobene Drehungen sind oder atemraubende Salti über dem Betonboden, die Grazer Bühnenwerkstatt berauscht beim 29. Internationalen Tanztheaterfest wieder mit Künstlern und Kunstfertigkeiten der Extraklasse. Diesmal im Freien, im Innenhof des Theaters im Palais, ist die ideenreiche Intendantin Ursula Gigler-gausterer mit Schirmen, Charme und Talenteschau gewappnet gegen virale Ermüdungen aller Art.
Unterm Sternenzelt nehmen sich Alexandros El Grecos urbane, erst kantig harte, dann von Erschöpfung zu froher Vogelleichtigkeit wandelnde Spots besonders reizvoll aus. Mit unglaublicher Sprungkraft und artistischer Leichtigkeit auf hartem Untergrund lässt er in „Each Precious Moment“staunen. Im Spiegel der Palais-glasfronten scheint dabei eine geradezu parallele Schaufenster-geschichte auf.
Mit Honigdachs und Bärenmarder entführen Elias und Weng Teng Choi Buttinger bei „Honey Badger & Wolverine“ins Raubtierreich. Possierlich, fauchend, um die Wasserstelle kämpfend und dann eng verwoben fährt das Duo neben Krallen Präzision und figürliche Wendigkeit abverlangende Körperkunst aus. Höchst artifiziell. 29. Internationale Bühnenwerkstatt: „Moskau–petuski“.
16. Juli, 19.30 Uhr, Theater im Palais-innenhof, Graz. Karten: (0316) 8000. Informationen: 0650-32 10 3 41 oder unter: www.buehnenwerkstatt.at
Sie wollen doch nur spielen? Die Smartphone-app Tiktok ist ein Schauplatz für Widersprüchliches: Albernheit und Subversivität, Spaß, Politik und Trend-multiplikation. Die insbesondere bei Jugendlichen beliebte Applikation basiert auf einem simplen Prinzip: Nutzer stellen kurze, mit Musik unterlegte und maximal 60-sekündige Clips online, den Rest erledigt der ausgefuchste Algorithmus. Hinter dem hocherfolgreichen und schnell wachsenden visuellen Videoportal steht die Firma Bytedance.
Auf politischer Ebene ist Tiktok ein Hybrid, dessen Unabhängigkeit von vielen bezweifelt wird. Die mehr als zwei Milliarden Mal heruntergeladene App ist ein chinesisches Produkt, das in China unter einem anderen Namen auftritt („Douyin“) und sich zuletzt aus Protest gegen das neue chinesische Sicherheitsgesetz aus Hongkong zurückzog.
Was nach Unabhängigkeit klingt, ist der Versuch, sein Image zurecht- und weg von der Zentralmacht in Peking zu rücken. Tiktok fürchtet, die USA könnten die Social-media-app verbannen, wie sie es bereits mit dem Telekommunikations