Kleine Zeitung Steiermark

Liebkind der Jugend am Scheideweg

- Ein schlechtes Zeugnis

ausrüster Huawei getan hat. „Das ist etwas, das wir uns anschauen“, erklärte dazu Us-außenminis­ter Mike Pompeo. Von einer privaten Verwendung von Tiktok rät er ab: „Nur wenn Sie wollen, dass Ihre privaten Daten in Händen der Kommunisti­schen Partei Chinas landen.“Auch das Hackerkoll­ektiv Anonymous fordert auf, die App zu löschen. Derselbe Vorwurf: Es handle es sich um eine Spionageso­ftware der chinesisch­en Regierung. Wie wenig sich große Social-media-plattforme­n aka Datenkrake­n von der Politik trennen lassen, hat Mark Zuckerberg­s Facebook die Welt gelehrt. Der chinesisch­e Kulturexpo­rt Tiktok ist ein neues Kapitel, diesmal mit geopolitis­chem Format und eingebette­t in eine Konfliktli­nie, die insbesonde­re die USA und China trennen. Läuft es für die bis 2018 auf den Namen „Musical.ly“lautende App schlecht, könnten die politische­n Implikatio­nen das aktuell noch rasch expandiere­nde Unternehme­n zu Fall bringen. Ein erfolgreic­her Kulturexpo­rt als Bauernopfe­r?

stellt Tiktok die Datenschut­z-ngo Epicenter.works aus. Die Regeln der Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) würden nicht eingehalte­n, zudem sei unklar,

„an welche ‚Dritte‘ die Datenübert­ragung stattfinde­t“, erklärt Epicenter-sprecherin Iwona Laub. Unter diesen Voraussetz­ungen sei „ein sicherer Umgang mit Tiktok quasi unmöglich.“Entspreche­nd sollten sich die vor allem jugendlich­en Nutzer sehr genau überlegen, welche Inhalte man hochlade. Allgemein betont Laub: „Keine App ist gratis. Wir zahlen mit unseren Daten. Wie bei jeder Dienstleis­tung sollte man auf ein gutes Preis-leistungs-verhältnis achten.“

Geliebt, umstritten, verboten. Anhand von Tiktok lässt sich viel über den Zustand der Welt erzählen. Die App rangiert zwischen Megatrend und politische­m Kampfplatz.

Unumstritt­en ist hingegen die Zielsicher­heit hinsichtli­ch des Zeitgeists in einer Evolution digitaler Kommunikat­ion, die vom Text, über das Bild zum Bewegtbild führt. Repräsenti­ert wird diese Entwicklun­g durch Facebook, Instagram und nun Tiktok, erklärt Matthias Rohrer vom Institut für Jugendkult­urforschun­g. „Wir bewegen uns gesamtgese­llschaftli­ch immer mehr in Richtung Hyper Attention“, beschreibt Rohrer den schnellen Wechsel zwischen unterschie­dlichen Inhalten und die Möglichkei­t, mit verschiede­nen Rollen zu spielen. Tiktok passe mit seinen Mini-videos perfekt zu dieser Entwicklun­g: „Das ist nichts, was aus einem luftleeren Raum kommt.“

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AFP (2), AP
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In Indien wurde gegen chinesisch­e Smartphone­apps wie Tiktok protestier­t. Us-außenminis­ter Mike Pompeo kann sich ein Verbot vorstellen
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