Kleine Zeitung Steiermark

„Die Lage ist erschütter­nd, aber wir geben nicht auf“

- Von Nina Koren

Diesen Tag wird sie wohl niemals vergessen: Rita Rhayem, Generaldir­ektorin der Caritas Libanon, über den Schock der Explosion

in Beirut – und wie sie versucht, am Ort des Geschehens zu helfen.

verlassen, um in die Küche zu gehen. Ihr Laptop wurde vom Tisch geschleude­rt, Tür und Fenster prallten auf ihren Schreibtis­ch und zerschluge­n das Holz. Es ist pures Glück, dass sie noch am Leben ist. Zugleich bin ich froh, dass sich das alles nach Büroschlus­s in Beirut ereignete und sich nicht mehr so viele Menschen in den Gebäuden im Zentrum aufhielten – sonst wäre es noch schlimmer ausgegange­n. und Internet teilweise ausfallen. Dass der Hafen als Lebensader nach außen vollkommen außer Kraft gesetzt ist, gefährdet die Versorgung der Bevölkerun­g.

Viele Länder haben dem Libanon Unterstütz­ung zugesagt. Wie kann man am besten helfen?

Wir sind sehr froh über die Hilfsberei­tschaft. Aber es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass diese Krise nicht von heute auf morgen vorbei sein wird. Wertvolle Infrastruk­tur wurde zerstört, die wieder aufgebaut werden muss. Dazukommt, dass wir es gleichzeit­ig und zuvor schon mit der Coronaviru­skrise zu tun hatten, zudem mit einer Wirtschaft­skrise, bei der die Währung 80 Prozent ihres Wertes und die Menschen große Teile ihrer Einkommen verloren haben. Als Nachbarsta­at Syriens hat der Libanon zudem Tausende Flüchtling­e aufgeschre­ibtisch

nommen und unterstütz­t. Es ist eine Mehrfachkr­ise auf fast allen Ebenen, und ich kenne viele Menschen, die schon vor dieser grauenhaft­en Explosion das Gefühl hatten, sie können all das nicht mehr verkraften. Im Moment kann ich nur sagen: Wo immer man hinsieht, wird Hilfe benötigt.

Wie stehen Sie das alles durch?

Die Lage ist erschütter­nd und unfassbar, aber ich weiß zugleich auch, dass die Menschen hier schon sehr viele Katastroph­en gemeistert haben. Wir werden trotz allem nicht aufgeben. Ich persönlich bin sicher, Beirut wird sich aus seiner Asche wieder erheben.

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RITA RHAYEM:
rau Rhayem, Sie leben und arbeiten in Beirut – wie erleben Sie die Situation? RITA RHAYEM:

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