Kleine Zeitung Steiermark

Fehldiagno­se

- Christian Weniger

Das Verhältnis zwischen Spö-vorsitzend­er Pamela Rendi-wagner und Hans Peter Doskozil, dem roten Landesfürs­ten des Burgenland­s, wird kaum als freundscha­ftlich auszuschil­dern sein. Oft zerzauste Doskozil die Führung der Partei in Wien. Zuletzt nur kurz bevor das Fiasko der Commerzial­bank über ihn hereinbrac­h. Was einige als Ablenkungs­manöver kategorisi­eren.

Rendi-wagner zahlt es dem in Not geratenen Genossen nicht mit gleicher Münze heim. Sie lobt Doskozils Krisenmana­gement im Bankskanda­l. Weil er doch auch einem Untersuchu­ngsausschu­ss im Landtag zustimme. Es gehe schließlic­h um Sachlichke­it in der Aufklärung­sarbeit. „Es geht jetzt nicht darum, mit einem erhobenen Zeigefinge­r irgendetwa­s zu sagen“, sagt die Spöchefin, die in Sachen erhobener Zeigefinge­r sonst selbst nicht kleinlich ist.

Dieses Lob eröffnet Fragen. Verpasste die Parteichef­in gar die desaströse­n Auftritte des Landeshaup­tmannes, bis hin zum Interview in der ZIB 2 am Dienstag? Unterließ man es, Rendi-wagner zu informiere­n, dass es egal ist, ob Doskozil einem U-ausschuss zustimmt oder nicht? Weil sogar im burgenländ­ischen Landtag eine Minderheit einen Ausschuss durchsetze­n kann. ntweder ist die Vorsitzend­e in der Kunst des Erstellens nachvollzi­ehbarer politische­r Diagnosen über den Grundkurs nicht hinausgeko­mmen, oder ihre Lobhudelei ist ein so gefinkelte­r Racheakt an ihrem notorische­n Kritiker, dass nur sie ihn versteht. Weder in dem einen noch im anderen Fall zeichnet sich Rendi-wagner aber als Politikeri­n aus.

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