Fehldiagnose
Das Verhältnis zwischen Spö-vorsitzender Pamela Rendi-wagner und Hans Peter Doskozil, dem roten Landesfürsten des Burgenlands, wird kaum als freundschaftlich auszuschildern sein. Oft zerzauste Doskozil die Führung der Partei in Wien. Zuletzt nur kurz bevor das Fiasko der Commerzialbank über ihn hereinbrach. Was einige als Ablenkungsmanöver kategorisieren.
Rendi-wagner zahlt es dem in Not geratenen Genossen nicht mit gleicher Münze heim. Sie lobt Doskozils Krisenmanagement im Bankskandal. Weil er doch auch einem Untersuchungsausschuss im Landtag zustimme. Es gehe schließlich um Sachlichkeit in der Aufklärungsarbeit. „Es geht jetzt nicht darum, mit einem erhobenen Zeigefinger irgendetwas zu sagen“, sagt die Spöchefin, die in Sachen erhobener Zeigefinger sonst selbst nicht kleinlich ist.
Dieses Lob eröffnet Fragen. Verpasste die Parteichefin gar die desaströsen Auftritte des Landeshauptmannes, bis hin zum Interview in der ZIB 2 am Dienstag? Unterließ man es, Rendi-wagner zu informieren, dass es egal ist, ob Doskozil einem U-ausschuss zustimmt oder nicht? Weil sogar im burgenländischen Landtag eine Minderheit einen Ausschuss durchsetzen kann. ntweder ist die Vorsitzende in der Kunst des Erstellens nachvollziehbarer politischer Diagnosen über den Grundkurs nicht hinausgekommen, oder ihre Lobhudelei ist ein so gefinkelter Racheakt an ihrem notorischen Kritiker, dass nur sie ihn versteht. Weder in dem einen noch im anderen Fall zeichnet sich Rendi-wagner aber als Politikerin aus.
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