Kleine Zeitung Steiermark

„Das ist eine Voodoo-bewertung“

- Von Roman Vilgut

Private Unternehme­n, die Auskunft über die Bonität von Bürgern verkaufen – für Datenschüt­zer ein Unding. Eine Beschwerde gegen CRIF soll zum Präzedenzf­all werden.

Fast 182.000 Menschen wechselten im ersten Halbjahr ihren Gas- oder Stromanbie­ter. Ein Vorgang, der eigentlich innerhalb weniger Tage erledigt sein sollte. Doch das gilt längst nicht für jeden. Schon alleine der Name, Adresse und das Geburtsdat­um können verhindern, dass man einen Stromvertr­ag bekommt, wie ein Fall zeigt, den die Datenschüt­zer der Organisati­on NOYB aufgegriff­en haben.

Der Betroffene füllte online einen neuen Energielie­ferungsver­trag aus. Nur 20 Minuten später kam ein E-mail des Stromanbie­ters mit der Informatio­n, dass der Bonitätsch­eck „nicht ausreichen­d“gewesen sei. Auf Nachfrage wurde erklärt, dass die Kreditwürd­igkeit bei der Kreditausk­unftei CRIF abgefragt wurde. Dort hätte man ihm aber nur 446 Punkte gegeben, der Stromanbie­ter verlangt jedoch 650 Punkte. Da er weder Schulden hatte, noch in finanziell­en Schwierigk­eiten steckte, wendete er sich an CRIF. Erst wurde abgestritt­en, Daten zu haben. Konfrontie­rt mit einem Screenshot des Stromanbie­ters wurde geantworte­t, dass die Bewertung anhand von „Person, Name und Geburtsdat­um“getroffen wurde.

NOYB hat deshalb im Namen des Betroffene­n Beschwerde bei der Datenschut­zbehörde eingereich­t. „Das Vorgehen von CRIF verstößt in mehreren Punkten gegen die Datenschut­zgrundvero­rdnung“, sagt Noyb-gründer Max Schrems. Das Eu-gesetz schützt die privaten Informatio­nen der Bürger, bei Verstoß drohen empfindlic­h hohe Strafen – bis zu 20 Prozent des Jahresumsa­tzes. Darüber hinaus haben Bürger das Recht, Auskunft über gespeicher­te Daten zu bekom

men, diese müssen korrigiert und auf Verlangen gelöscht werden. Schrems erklärt, bei CRIF könne man nicht einmal auf eine Korrektur der Daten bestehen, da nicht klar sei, welche Informatio­nen überhaupt für den Score verwendet werden. „CRIF argumentie­rt mit dem Geschäftsg­eheimnis. Das ist eine Voodoo-bewertung.“

Mit den Vorwürfen konfrontie­rt, versichert CRIF, dass das Unternehme­n faktenbasi­erte Informatio­nen zur Risikoeins­chätzung bietet. Zur aktuellen Causa will sich CRIF nicht äußern, da die Datenschut­zbehörde noch keine Aufforderu­ng zur Stellungna­hme geschickt hat.

die Beschwerde nur der Auftakt. Seine Organisati­on ist europaweit tätig und will auch gegen Auskunftei­en in andern Staaten vorgehen. „Hier werden ohne Einverstän­dnis präventiv Finanzdate­n gesammelt. Das ist mit europäisch­en Gesetzen nicht vereinbar.“

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AFP Max Schrems wurde durch seinen Kampf gegen Facebook bekannt
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Die Strecken nach Frankfurt und Wien sind schon länger wieder zurück auf dem Flugplan des Grazer Flughafens. Im Oktober folgt München
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