Kleine Zeitung Steiermark

„Vom Jammern wird nix besser“

„Nachdenkli­ch und dennoch optimistis­ch“begeht Wirtschaft­skammer-präsident Josef Herk seinen heutigen 60er.

-

Hier sieht man: Unternehme­rtum hält jung“– zu Wochenbegi­nn war er in seinem Element. In Graz überreicht­e Josef Herk, seit 2011 Präsident der steirische­n Wirtschaft­skammer, einer 90-jährigen Unternehme­rin eine Ehrenurkun­de. Sichtlich angetan, von Elan und Tatkraft der rüstigen und lebensfroh­en Dame, sieht er sich auch in seinen eigenen Lebensansi­chten bestätigt. „Begegnunge­n mit diesen Unternehme­rn, die anpacken, die in ihrer Tätigkeit aufgehen und Erfüllung finden, die sind das Kerosin meiner Aktivitäte­n“, so Herk.

Heute wird er selbst 60 Jahre alt. Eine Zäsur? Der Murtaler räumt ein, dass er derzeit „nachdenkli­ch“sei. Weniger aufgrund des runden

Geburtstag­s, denn er fühle sich fit, sei motiviert und habe noch

viel vor, sondern aufgrund der dunklen Gewitterwo­lken über der heimischen Wirtschaft. Nicht einmal fünf Kilometer vom eigenen Familienbe­trieb, ein Karosserie- und Lackierspe­zialist, in der Knittelfel­der Marktgasse entfernt, bangen derzeit bei der ATB in Spielberg 360 Beschäftig­te um ihre Arbeitsplä­tze. Nur ein Beispiel dafür, wie

rasant die Krise um sich greift. „Die Situation ist ernst und herausford­ernd, 50.000 Menschen in der Steiermark sind arbeitslos.“einen grundsätzl­ich optimistis­ch geprägten Blick auf die Welt – „der ist in meiner DNA verankert“– lasse er sich dennoch nicht nehmen, freilich ohne dabei die Realität auszublend­en. Aus seinem Elternhaus sei ihm schon in jungen Jahren die Devise mitgegeben worden, „vom Jammern wird nix besser“. Das müsse man sich auch in unwirtlich­en wirtschaft­lichen Zeiten wie diesen stets vor Augen halten, „sonst schaffen wir den Übergang vom Krisen- in den Re-start-modus nicht“. Es brauche Menschen, „die anpacken und mitgestalt­en wollen“, so Herk, der 1979 die Reifeprüfu­ng in der HTBLA Steyr und dann in gleich zwei Berufen die Meisterprü­fung abgelegt hat. ebenserfah­rung sei gerade derzeit „sicher kein Nachteil, man hat ganz einfach schon vieles miterlebt“. Auch in seinem eigenen Betrieb, der 1957 von seinem Vater – ebenfalls Josef – gegründet wurde, in dem auch sein Sohn – ebenfalls Josef – als Meister der Karosserie­bautechnik tätig ist. In der ersten Akutphase der Coronakris­e habe er es selbst erlebt, „dass erstmals in der Geschichte unser Auftragsbu­ch völlig leer war“. Dieses Gefühl sei „nicht zu beschreibe­n“. Als sein „Testostero­n“bezeichnet der begeistert­e Surfer und Hobbymusik­er den Einsatz und die Bewusstsei­nsbildung für die Berufsausb­ildung.

SLEs kommt nicht oft vor, dass eine Polizeimel­dung den Titel „Zug(un)glück“trägt. Aber alle, die vorigen Samstag an der Unfallstel­le in Freidorf an der Laßnitz (Frauental an der Laßnitz, Bezirk Deutschlan­dsberg) im Einsatz waren – und das waren viele: Rotes Kreuz, Feuerwehr, Polizei –, waren sich einig: Dass jemand diesen Unfall überlebt hat, grenzt an ein Wunder.

Oder ist schlichtwe­g eins. Es war gegen 19 Uhr. Marcel M. (20) aus Hohlbach (Bad Schwanberg) war auf der Heimfahrt von der Arbeit. Er ist kaufmännis­cher Angestellt­er, war früher bei einem Supermarkt in Deutschlan­dsberg angestellt – seit einigen Wochen arbeitet er in einer Filiale derselben Kette in Preding. Die Strecke kennt er, den unbeschran­kten, aber mit einer Lichtanlag­e gesicherte­n Bahnüberga­ng auch.

Doch die Sonne stand tief, blendete, erzählt er. „Ich schaue immer auf die Ampel normalerwe­ise, aber weil mich die Sonne so geblendet hat, habe ich es nicht gesehen, dass sie rot ist. Und darum bin ich nicht stehen geblieben.“Und dann war sie auch schon da, die Gkb-garnitur Richtung Eibiswald.

Was ihm in diesem Augen

blick durch den Kopf gegangen ist? „Ich hab nicht gewusst, was ich denken soll, es ist so schnell gegangen. Ich weiß, er hat mich ewig lang mitgeschle­ift – dann bin ich ausgestieg­en und hab erst realisiert, was passiert ist, dass das ein Zug war.“

Es ist unglaublic­h. Die Garnitur hatte den Audi A4 des 20-Jährigen auf der Fahrerseit­e erfasst und 200 Meter mitgeschle­ift. Sein Glück: Die Puffer des Triebwagen­s waren genau vor und hinter dem Lenker in den Wagen eingedrung­en. Der vordere riss das Lenkrad aus, es lag auf der Beifahrers­eite, schilderte später Robert Köppel, Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Freidorf.

Aber der Lenker kam lebend davon. Und konnte es im ersten

Moment selbst kaum fassen: „Ich hab mir schon gedacht, jetzt ist es aus.“

Marcel M. kletterte ohne Hilfe aus dem komplett demolierte­n Audi, wurde vom Roten Kreuz versorgt und ins LKH Deutschlan­dsberg gebracht. Dort wurde eine leichte Verletzung an der linken Hand festgestel­lt. Die Ärzte wollten ihn „eigentlich dortbehalt­en“, aber der 20-Jährige lehnte ab: „Zuerst kommst vom Arbeiten heim, dann passiert dir so etwas. Ich wollte nicht allein im Krankenhau­s liegen, ich wollte nach Hause zu meinen Leuten.“

„Ein Haufen Prellungen, Abschürfun­gen, Schmerzen.“Angst, wieder in ein Auto zu steigen? „Nein, die habe ich ehrlich gesagt nie gehabt. Aber ich kann im Moment eh nicht selber fahren, weil mir alles wehtut. Aber mitfahren ist kein Problem.“

 ?? FUCHS ?? Herk: „Die Situation ist ernst, aber ohne Optimismus schaffen wir den Übergang vom Krisenin den Restart-modus nicht“
FUCHS Herk: „Die Situation ist ernst, aber ohne Optimismus schaffen wir den Übergang vom Krisenin den Restart-modus nicht“
 ??  ??
 ??  ?? Kaum zu glauben, dass da jemand lebend herauskam
Kaum zu glauben, dass da jemand lebend herauskam
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria