„Geben Sie den Weg frei für einen Investor“
Wut und Kampfbereitschaft dominierten bei Demo gegen Kündigungswelle bei ATB.
Mit breiter Front marschieren circa 250 Mitarbeiter den Schranken bei der Werkseinfahrt entgegen, wo ehemalige Kollegen, Familienmitglieder und Freunde auf sie warten. Morina Besnik (34), Lackierer aus Judenburg, hält ein Plakat mit der Aufschrift „Geschäftsführer Rolf Primigg Totengräber der ATB“in die Höhe. Ein Pfeifkonzert, Buhrufe und Musik aus einem Lautsprecher bilden die Geräuschkulisse.
Insgesamt rund 400 Personen – von Kindern bis hin zu Senioren – beteiligten sich gestern an einer ersten Protestkundgebung gegen die angekündigte Produktionsschließung bei ATB Spielberg. Den geplanten Abbau von 360 Stellen wollte man nicht hinnehmen. „Wir werden kämpfen bis zum Schluss. Viele Mitarbeiter sind schon seit Jahrzehnten hier, wir lassen uns das nicht gefallen“, betonte etwa Besnik.
Geprägt war die Demonstration von emotionalen Reden des Arbeiterbetriebsrats Michael Leitner, der Gewerkschafter Hubert Holzapfel, Christian Jammerbund und Heribert Grasser, des Arbeiterkammerpräsidenten Josef
Pesserl und des Spielberger Bürgermeisters Manfred Lenger. Inhaltlich standen neben bekannten Aspekten – etwa, dass vielfach mehrere Familienmitglieder im Unternehmen tätig sind und gekündigt werden sollen – die Interessensbekundungen von Investoren im Mittelpunkt. Diese hatten für ein wenig Hoffnung bei den Betroffenen gesorgt.
Doch rasch hatte die Atbgeschäftsführung beziehungsweise der Eigentümer, die Wolong-gruppe, die Erwartungen gedämpft. Der Betrieb als Gesamtes stehe nicht zum Verkauf, hieß es auch auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Der Hintergrund: Werksgebäude und Grundstück im Murtal gehören der Wiener ATB AG und sind an die ATB Spielberg Gmbh nur vermietet. Daher fallen diese nicht ins Insolvenzverfahren der Gmbh. Wer das gesamte Werk kaufen möchte, benötigt somit die Zustimmung von ATB/ Wolong.
Ak-präsident Pesserl forderte daher bei der Demo – in Richtung des Büros von Geschäftsführer Primigg gewandt: „Geben Sie den Weg frei für einen Investor.“