Aufsichtsrat
Bei Unternehmenspleiten wird immer auch die Frage nach der Verantwortung des Aufsichtsrats gestellt. So auch bei der Commerzialbank. Hermann Josef Abs, nach dem Krieg der mächtigste deutsche Banker, hat einmal ironisch gesagt: „Was unterscheidet einen Aufsichtsrat von einer Hundehütte? Die Hundehütte ist für den Hund, der Aufsichtsrat für die
Katz“. Wie auch immer, es ist ein Zeichen von Unkenntnis der Praxis, wenn man Aufsichtsratsmitglieder nach ihrer beruflichen Vorbildung beurteilt, wie es jüngst im ORF und anderswo geschehen ist. Auch ein Dachdeckermeister oder Gastwirt kann die wesentlichen Voraussetzungen für ein effektvolles Aufsichtsratsmitglied haben: Mut und Menschenkenntnis. Mut, um kritische Fragen zu stellen, und Menschenkenntnis, um die Qualität der Antworten im Hinblick auf ihren Wahrheitsgehalt beurteilen zu können.
Ich war in mehr als 15 Aufsichtsräten tätig und weiß, dass Vorstände nicht immer glücklich sind, wenn sie kritische Fragen beantworten müssen. Aber gerade das gehört zu ihrem Geschäft. Ein Aufsichtsrat, der nur zuhört und Vorlagen abnickt, ist tatsächlich „für die Katz“. Wer aber kritisch nachfragt, mag unbequem sein, aber er (oder sie) erfüllt eine wichtige Aufgabe, wenn Probleme aufgedeckt werden, bevor sie das Unternen
nehmen massiv schädigen oder sogar in den Abgrund ziehen.
Pörtschach