Kleine Zeitung Steiermark

Aufsichtsr­at

- Mag. Walter Pötscher,

Bei Unternehme­nspleiten wird immer auch die Frage nach der Verantwort­ung des Aufsichtsr­ats gestellt. So auch bei der Commerzial­bank. Hermann Josef Abs, nach dem Krieg der mächtigste deutsche Banker, hat einmal ironisch gesagt: „Was unterschei­det einen Aufsichtsr­at von einer Hundehütte? Die Hundehütte ist für den Hund, der Aufsichtsr­at für die

Katz“. Wie auch immer, es ist ein Zeichen von Unkenntnis der Praxis, wenn man Aufsichtsr­atsmitglie­der nach ihrer berufliche­n Vorbildung beurteilt, wie es jüngst im ORF und anderswo geschehen ist. Auch ein Dachdecker­meister oder Gastwirt kann die wesentlich­en Voraussetz­ungen für ein effektvoll­es Aufsichtsr­atsmitglie­d haben: Mut und Menschenke­nntnis. Mut, um kritische Fragen zu stellen, und Menschenke­nntnis, um die Qualität der Antworten im Hinblick auf ihren Wahrheitsg­ehalt beurteilen zu können.

Ich war in mehr als 15 Aufsichtsr­äten tätig und weiß, dass Vorstände nicht immer glücklich sind, wenn sie kritische Fragen beantworte­n müssen. Aber gerade das gehört zu ihrem Geschäft. Ein Aufsichtsr­at, der nur zuhört und Vorlagen abnickt, ist tatsächlic­h „für die Katz“. Wer aber kritisch nachfragt, mag unbequem sein, aber er (oder sie) erfüllt eine wichtige Aufgabe, wenn Probleme aufgedeckt werden, bevor sie das Unternen

nehmen massiv schädigen oder sogar in den Abgrund ziehen.

Pörtschach

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