Kunst leben und erleben zwischen Kukuruzfeldern
Hochsommer 2020: Zwölf Kunstinstitutionen in der Südoststeiermark und im Burgenland laden
ab heute zur gepflegten Grenzüberschreitung.
Nur böse Zungen behaupten, dass sich zwischen Bad Radkersburg und Jennersdorf Fuchs und Hase „Gute Nacht!“sagen. Gut möglich, dass sie das tun, aber davor, ja, davor hätten sie sich viel zu erzählen. Etwa, dass der Hochsommer im Süden nicht nur flirrende Hitze und geschlossene Kukuruzwälder bedeutet, sondern auch alle Kunststückln spielt.
Schon zum vierten Mal haben sich zwölf Kunstinitiativen und Kunstinstitutionen – von Kunst an der Grenze in Jennersdorf über das Kunstfenster Gnas bis zum Zollamt in Bad Radkersburg – zusammengeschlossen und öffnen bis 16. August ihre Häuser für rund 117 Künstlerinnen und Künstler. Keine einfache Sache, denn auch hier hört man einen wohlbekannten Satz: „Und dann kam Corona“, so Susanne Weitlaner, die mit dem Pavelhaus eine der Veranstalterinnen ist. Im März war das Programm fertig, und am nächsten Tag stand man wieder am Anfang. Und doch hat man daran festgehalten: „Es ist ein bisschen ein Nebeltapsen, auch wenn wir Licht am Horizont gesehen haben“, beschreibt die Pavelhaus-obfrau die Neuausrichtung. Gut so, denn heuer hat man den Hochsommer zum ersten Mal unter ein Generalmotto gestellt, das nicht besser passen könnte: „About natural limits“.
das sich wie ein roter Faden durch die Institutionen ziehe, sagt Weitlaner: „Über die natürlichen Grenzen zu gehen oder die Grenzen auszuloten, das findet sich in den verschiedensten Varianten in den Ausstellungen. Diese Grenzen können innerhalb der Kunst sein, aber auch zwischen Natur und Mensch. Es geht um ein Hinterfragen der Handlungen, die der Mensch setzt.“
So widmet man sich im Zollamt in Bad Radkersburg dem überbordenden Konsum, der als Lückenfüller eine geringe Halbwertszeit hat. Rettung naht via Online-action-teaching, das „Gymnastik gegen das Habenwollen“zelebriert, während in der Ausstellungshalle „Kunst an der Grenze“(Jennersdorf ) Franco Kappl in seiner abstrakten Malerei mit permanenter Grenzziehung und Grenzüberschreitung zu tun hat: zwischen hell und dunkel, Punkt und Strich.
(Fehring) setzt man mit „Die steirische Breite III“auf die Malerei der frühen 1980er-jahre. Die steht bei Susanne Weitlaner ebenso auf der Liste wie ein Besuch bei den „Mechanischen Landschaften“von Christian Ruschitzka im Kulturverein Künstlerdorf (Neumarkt an der Raab): „Er setzt sich mit den Grenzen der Skulptur und der Bildhauerei auseinander.“
Auch ein Rahmenprogramm mit Lesungen, Filmen und Infoveranstaltungen gibt es, darunter „Kultur muss sich lohnen“. Denn eines ist klar, so Weitlaner: „Kunst ist ein Wirtschaftsfaktor, den man nicht zur Seite schieben kann. Diese Arbeit muss finanziell gewürdigt werden.“