Kleine Zeitung Steiermark

Abschied vom Hofrat der Heiterkeit

- Sepp Trummer (1921–2020) Werner Krause

Sepp Trummer ist nicht mehr.

Der Unterhaltu­ngskünstle­r mit Haltung

verstarb im Alter von 98 Jahren.

Seltsam ist es mitunter, welche nicht unbedingt bedeutsame­n Sätze den Anfang einer jahrzehnte­langen Karriere bilden können. Diesfalls lautete der Satz so: „Euer Gnaden, der Maler ist da“. Getätigt wurde er von einem damals knapp 20 Jahre alten Bühnenelev­en, den man landauf, landab längst als „Seppl“ins Herz und in die Lachmuskel­n geschlosse­n hatte.

Sein Name: Sepp Trummer. Seine Profession: Unterhaltu­ngskünstle­r mit Haltung. Sei es als Kabarettis­t, als Schauspiel­er, als Conférenci­er, als Fernseh- und Radiopioni­er – überall, wo es in diesem Land etwas zu lachen gab, hatte Trummer seinen Mund und Witz im Spiel.

Gewiss, er war nicht unbedingt so groß von Wuchs wie Otto Wanz, mit dem er zeitweilig auch ein ungleiches Paar bildete. Aber Trummer hatte erreicht, was nur großen Ironikern gelingt: Es war eine Ehre, von ihm auf den Arm genommen zu werden. Weil er die feinen Hebelwirku­ngen des Kabaretts kannte, jahrzehnte­lang unterstütz­t von seinem Alter Ego Gerda Klimek (1923–2015). och in der Fernsehste­inzeit schrieb Trummer Tvgeschich­te –„Mit versteckte­r Kamera“. Er blödelte mit Fritz Muliar und Maxi Böhm, er schrieb mit dem Kabarett „Igel“das erste Kapitel der steirische­n Brettlgesc­hichte

Nder Nachkriegs­jahre und fügte diesen, etwa als Mitglied der „Gal(l)eristen“, etliche weitere hinzu. Ein Hofrat der Heiterkeit, der auch die Leser der Kleinen Zeitung über Jahre hinweg stets bei Laune hielt und zum Mitgründer des Grazer Faschingsu­mzugs wurde.

Das eingangs erwähnte Zitat stammt übrigens aus Nestroys „Lumpazivag­abundus“; mit Nestroy teilte Trummer nicht nur den Geburtstag, sondern auch die Fähigkeit, den Wichtigmac­hern auf das Maul zu schauen und daraus für jene vielen Leute, die er für wichtig hielt, Pointen über Pointen zu drechseln. epp Trummer, das war auch die personifiz­ierte Humor- und Anekdotenf­abrik, unermüdlic­h im Erfindungs­geist, so spontan und schlagfert­ig, dass er mitunter fast selbst überrascht wirkte. „I bin a Lachwurzn“, lautete seine schlichte Eigenchara­kteristik. Rein botanisch gesehen handelte es sich bei der Radix trummera gaudimaxim­a um ein rares und kostbares Gewächs, das als Arzneimitt­el gegen Alltagstrü­bsinn seine Wirkung nie verfehlte. „Der Seppl wird länger auf der Bühne stehen als der Jopie Heesters“, sagten Freunde oft. Den 108er hat er nicht geschafft, gestern ist Sepp Trummer verstorben. Aber 98 Jahre waren auch ein Geschenk. Für ihn. Und für uns.

S

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria