Der Schuh, der aus dem Dschungel kam
Vielstimmiges und faszinierendes
Porträt der Schuhdynastie Bat’a.
Anfang der 1930erjahre war Bat’a der größte Schuhkonzern der Welt. Vom mährischen Zlín aus belieferte man Welt. Aber die Gründerfamilie Bat’a war auch sozial eingestellt: Wo immer Fabriken errichtet wurden, baute man auch gleich ganze Siedlungen, mit Schulen, Krankenhäusern und Arbeiterwohnungen. Das änderte sich auch nicht, nachdem Jan Antonín Bat’a nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nazis hatte fliehen müssen: Seine Fabriken, aber auch die damit verbundenen Siedlungen gründete der findige Unternehmer einfach im Dschungel von Brasilien.
Es ist eine faszinierende Geschichte, die Markéta Pilátová in ihrem Roman erzählt. Sie folgt den Spuren der Familie um die halbe Welt und fängt sie in zahlreichen Stimmen ein: Neben Jan Antonín Bat’a kommen unter anderem auch seine Tochter, deren serbischer Ehemann, der im Zweiten Weltkrieg als Partisan gedient hatte, Enkelin Dolores (sie stellte Pilátová persönliche Dokumente zur Verfügung) und in einem Kapitel sogar eine Bat’a-fabrik selbst zu Wort. Ein dichtes, komplexes Familienporträt, das die großen politischen Themen des 20. Jahrhunderts wie Flucht und Exil raffiniert mit den privaten Erinnerungen der Schuhmacherdynastie verbindet.
Markéta Pilátová.
Mit Bat’a im Dschungel. Drava, 280 Seiten, 21 Euro.