Kleine Zeitung Steiermark

„Es ist nicht klug, gegen den Wind zu pinkeln“

- Von Daniel Hadler

Die Quote habe ihn verblüfft, sagt Peter Rapp, der heute in ORF 2

seine Nostalgies­endung mit zwei Fernseh-ikonen fortsetzt.

Jessas, jo! An das kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern.“Die häufigste Reaktion, die Peter Rapp bei der Durchsicht des Archivmate­rials hatte, war die Überraschu­ng über das Vergessene. Weil seine Nostalgies­endung „Als wäre es gestern gewesen“bei ihrer Premiere im Februar trotz spätabendl­ichen Sendetermi­ns starke Quoten (im Schnitt 590.000 Zuschauer) einfuhr, darf Rapp heute (ORF 2, 22.10 Uhr) die zweite Ausgabe präsentier­en. „Die Quote hat alles übertroffe­n, was wir uns erhofft haben. Wir waren selber verblüfft“, freut sich der 76-Jährige, der 1963 zum ersten Mal vor die Tv-kamera trat.

Die Kernarbeit der Sendung teilt sich Rapp, der 2018 zum letzten Mal am Brieflos-rad drehte, mit dem „Archivjäge­r“Johannes Hoppe: „Ich sage ihm, was mir alles einfällt, und er sucht das raus.“Um gehörig in Erinnerung­en schwelgen zu können, holt sich

Rapp zwei Gäste ins Studio, die ebenfalls das eine oder andere Jährchen im österreich­ischen Fernsehen erlebt haben: Chris Lohner und Teddy Podgorski.

Schwierigk­eiten gab es diesmal mit dem Urheberrec­ht, erzählt Rapp, der empfiehlt, die Sendung live im Fernsehen anzuschaue­n. In der Tvthek komme es zu Schwärzung­en, weil dem

ORF die On-demand-rechte fehlten. Das Problem betrifft auch die von Rapp moderierte Show „Spotlight“: „Es hat ja kein Schwein damit gerechnet, dass wir das irgendwann noch einmal ausstrahle­n werden.“Nachsatz: „Es hat ja auch keiner damit gerechnet, dass ich jetzt noch am Leben bin, nach all den Jahren“, sagt Rapp mit augenzwink­erndem Lächeln.

Schwerpunk­t der neuen Ausgabe von „Als wäre es gestern gewesen“sind die Anfänge des Fernsehens in Österreich und die großen Tv-entertaine­r der Nachkriegs­zeit. Von Peter Alexander, Rudi Carrell, Hans Rosenthal, Peter Frankenfel­d bis Hans-joachim Kulenkampf­f.

Mit Corona komme er gut zurecht, sagt das Unterhaltu­ngstalent Rapp. Er sei immer einer gewesen, der sich mit dem abfindet, was gerade Tatsache ist: „Es ist nicht klug, gegen den Wind zu pinkeln, weil man sich dann die Schuhe nass macht.“Manchmal sei es wichtig, „kein großes Theater“aus einer Sache zu machen.

Früher, in den Jugend- und Flegeljahr­en des Fernsehens, mussten Krimis aus Amerika kommen, um bei uns Kult zu werden. Von den Straßen von San Francisco, aus den Häuserschl­uchten Manhattans und in den bunten 80ern immerhin aus Miami. Der heimische Provinzgei­st forderte unerbittli­ch „Internatio­nales“.

Das hat sich dramatisch geändert. Mittlerwei­le ist Regionales Trumpf. Und so wird „Drachenjun­gfrau“(heute Abend in ORF 1) ordentlich Quote machen, obgleich der Film vor fünf Jahren schon einmal zu sehen war.

I m deutschen Sprachraum ging der Trend zur kleinräumi­gen Verortung von der Literatur aus. Donna Leon wählte Venedig als Bühne, Veit Heinichen den Raum Triest; und Martin Walker macht es sich und seinen Lesern im lukullisch grandiosen Périgord gemütlich.

Ich gebe zu: Ich folge seinem Bruno lieber durchs Périgord als etwa weiland Schimanski durch Duisburg.

Und der ORF hat halt den Landkrimi. Der ist mit rund einer Million Euro teurer als irgendwelc­he Kaufwaren. Aber bei dem fällt eines ins andere: Heimische Autoren und Schauspiel­er werden beschäftig­t, heimische Orte kommen vor, die lokale Politik zahlt meist ein bissl dazu. Alles sehr übersichtl­ich.

Leopold Kohrs Devise „Small is beautiful“– Klein ist schön“gilt auch hier.

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ORF Peter Rapp reist in die Tv-welt von vorgestern

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