Berufliche Eiszeit für die Schleckeria
120.000 Kugeln Eis am Tag: Was für viele nach Kindheitstraum klingt,
ist für Josef Albrecher und seine Kollegen Arbeitsalltag.
Sie arbeiten in einer Eismanufaktur – und ja, auch kosten ist ihr Job.
Gerne wird das Schlaraffenland als jener Ort beschrieben, wo Milch und Honig fließen. In diesem Fall hat Josef Albrecher einen paradiesischen Job. So sieht der Produktionsleiter bei Valentinoeis in Deutschlandsberg auch aus – zufrieden. Und das, obwohl er an diesem Tag wieder seit sechs Uhr auf den
Beinen ist – Eiszeit.
Schließlich müssen die Zutaten, die am Vortag pasteurisiert wurden, im Reifetank weiterverarbeitet und homogenisiert werden. „Immer am Vortag werden die Komponenten Milch, Zucker, Dextrose und Eisbinder abgewogen, gemixt und auf 85 Grad erwärmt. Danach wird die Masse mit Haselnusspaste oder Schokokuvertüre verrührt und auf vier Grad heruntergekühlt“, plaudert der Profi ein wenig aus dem Gefrierschrank. Unter anderem wird hier in Deutschlandsberg das Eis der Spar-eigenmarken hergestellt sowie veganes Eis der Firma Joya auf Mandel-, Erdnuss- oder Kokosnussbasis. Aber auch die Gastronomie setzt auf das Eis aus Deutschlandsberg.
Heute auf der Gastroschiene an der Reihe: Whisky-creme, die soeben von zwei Kolleginnen in üppigen Hügeln in Wannen gefüllt wird. So sehen hier Eisberge aus.
rollt Schokoladeneis auf Schafsmilchbasis mit Schokostückchen übers Fließband. Mittendrin tummelt sich ein zufriedener Josef Albrecher, der – und das ist bei dem Landwirtssohn quasi angeboren – bei Notfällen nicht auf die Uhr schaut. „Wir haben es mit Lebensmitteln zu tun, die verarbeitet werden müssen. Wenn eine Maschine streikt, muss man eben erfinderisch sein.“Zwölf Mitarbeiter arbeiten hier von sechs bis 14.30 Uhr und stellen täglich mehr als 8000 Liter Eis her – das sind 120.000 Kugeln. Sommer bedeutet hier Hochsaison.
Aber auch die Coronazeit war, anders als erwartet, fordernd für die Belegschaft. „Wir dachten, dass die Leute vielleicht nicht so viel Eis kaufen werden, aber in den Supermärkten war die Nachfrage groß. Anders als in der Gastronomie, wo die Lager voll waren und auch blieben aufgrund des Lockdowns“, so Albrecher, der seit dreieinhalb Jahren in der Eismanufaktur arbeitet. Was seine Lieblingssorte ist? „Boah, da gibt es viele. Aber extrem gut sind: weiße Schokolade, Tiramisu und Raffaello – Hauptsache, Milcheis“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Eines weiß er aber gewiss: „Eis, das ist der kleine Luxus für jedermann.“Und hier sind noch immer Vanille, Erdbeer und Schokolade die unangefochtenen Lieblinge der Schleckeria in der Cooldown-phase.
Eine Etage höher sind Ferialpraktikantin Isabella Windisch und Gastrochef Mohamed Masoud bei der Arbeit. Die 23-Jährige, die an der TU Graz Informatik studiert, ist das achte Jahr bei Valentinoeis und hilft von März bis Oktober an den Wochenenden aus. Sie kennt alle 17 führte Mohamed Masoud von Sharm el Sheikh nach Deutschlandsberg. 2010 wurde geheiratet, mittlerweile ist Sohn Noah (4) mehr als froh über Papas Job als Gastrochef im Eis-paradies, dessen Geschäftsführer Wolfgang Halbauer ist. Dieser war in seinen Anfangszeiten Vertreter bei Huegli für Eispasten und belieferte Eismacher – in den meisten Fällen Konditoreien und Eissalons. Als aufgrund von Allergenauflagen viele Eismacher die Produktion stoppten, drehte Halbauer den Spieß um, kaufte eine kleine Eisproduktionsfirma und belieferte die früheren Eismacher mit dem cremigen Genuss. „Mittlerweile haben wir 25 Mitarbeiter, produzieren rund zwei Millionen Liter Eis im Jahr und unser Eis gibt es in zehn europäischen Ländern zu kaufen“, sagt er strahlend. Die Stracciatellastrategie ist also aufgegangen.