KTM hat den Motogp-gipfel erklommen
Erster Sieg für das österreichische Werk in der Motorrad-königsklasse. Brad Binder, eigentlich nur Ersatzmann, gewann in Brünn.
Genau vier Jahre und 285 Tage musste sich KTM gedulden, um das 2016 gewählte Ziel, einen Sieg in der Motogp, zu erreichen. „Ready to race“lautete die Devise, die man sich in Mattighofen und in Munderfing zurechtgelegt hatte, um die Welt des Zweiradrennsports zu erobern. Im Crossbereich und im
Rallyesport war man dank aller Dakar-siege wer, aber im Straßenrennsport war man vor rund vier Jahren – noch – relativ unbescholten. KTM feierte zwar Erfolge in den kleinen Klassen, zum Gipfelsturm auf die Motogp blies man aber erst 2016.
Gestern war es so weit. Brad Binder feierte einen extrem
emotionalen Sieg der Premieren: erster Sieg für KTM, erster Sieg eines Südafrikaners in der Motogp. Und das in seinem erst dritten Rennen in der Königsklasse. Bonus: Binder kommt aus dem „hauseigenen“Ktmförderprogramm. 2015 kam er in der Moto3 ins Team von Aki Ajo, wurde 2016 Weltmeister, wechselte 2017 in die Moto2, gewann 2019 sogar fünf Rennen. Damit war sein Weg in die Motogp geebnet.
Schon im Frühsommer 2019 war klar, dass Binder 2020 in der Motogp fahren wird, geplanterweise aber im Satellitenteam von Tech3, neben Miguel Oliveira. Als sich KTM aber mit Johann Zarco überwarf, der Franzose flüchtete, rutschte Binder als Ersatz gar ins Werksteam.
von KTM, am eigenen Weg festzuhalten. Man könnte es auch Sturheit nennen, aber am Ende hat sich diese Verbohrtheit ausgezahlt. KTM hat am Stahlrahmen festgehalten, hat mit Wp-suspension sein hauseigenes Fahrwerksunternehmen, ging den unbequemen Weg, alles selbst entwickeln zu müssen, ohne Vergleichswerte. Dass man sich dann doch einen Dani Pedrosa als Entwicklungshelfer holte, brachte zusätzlichen Schub in die Leistungsausbeute der RC16. Sie sei heuer noch einmal fahrbarer geworden, die Beschleunigung harmonischer – darin sind sich die beiden Piloten Pol Espargaro (ESP) und Binder einig.
Superstar Marc Marquez nach dessen Oberarmbruch schmälert den Wert des ersten Sieges nicht. Denn die Motogp-saison verläuft ohnehin entgegen allen Prognosen. Vor allem, weil die sogenannten B-teams die Nase oft vorne haben. Fabio Quartararo führt mit der Petronas-yamaha die WM an, sein Teamkollege Franco Morbidelli wurde in Brünn Zweiter, vor Johann Zarco auf der Kunden-ducati. Man wäre wohl reich geworden, hätte man auf diese Top 3 in Brünn ein paar Euro gesetzt. Die Superstars wie Rossi oder Andrea Dovizioso schauen gar nicht gut aus. Aber: Für spannende Österreich-rennen ist wohl gesorgt.
KTM hatte immer für 2020 den ersten Sieg in der
Motogp angepeilt. Und dennoch war es jetzt ein Trampolinsprung an
die Spitze.
Großer Preis von Tschechien Automotodrom Brno,
21 Runden = 113,463 km
1. Brad Binder (RSA) KTM 41:38,764 2. Franco Morbidelli (ITA) Yamaha +5,266 3. Johann Zarco (FRA) Ducati +6,470 4. Alex Rins (ESP) Suzuki +6,609 5. Valentino Rossi (ITA) Yamaha +7,517 6. Miguel Oliveira (POR) KTM +7,969 7. Fabio Quartararo (FRA) Yamaha +11,827 8. T. Nakagami (JPN) Honda +12,862
Wm-stand:
1. Fabio Quartararo (FRA) 2. Maverick Vinales (ESP) 3. Franco Morbidelli (ITA) 4. Andrea Dovizioso (ITA) 5. Brad Binder (RSA) 6. Johann Zarco (FRA) 7. Valentino Rossi (ITA) 8. Takaaki Nakagami (ITA)
Team-wm
1. Petronas Yamaha
2. Monster Yamaha Motogp 3. Red Bull KTM Factory Racing 4. Ducati Team
5. Esponsorama Racing (Ducati)
Nächstes Rennen:
16. August: Großer Preis von Österreich, Spielberg (Red-bull-ring)
70th Anniversary Grand Prix Silverstone Circuit
52 Runden = 306,198 km
1. Max Verstappen (NED)
Red-bull-honda
2. Lewis Hamilton (GBR)
Mercedes-amg
3. Valtteri Bottas (FIN)
Mercedes-amg
4. Charles Leclerc (MON)
Ferrari
5. Alexander Albon (THA)
Red-bull-honda
6. Lance Stroll (CAN)
Racing Point Mercedes
7. Niko Hülkenberg (GER)
Racing Point Mercedes
8. Esteban Ocon (FRA)
Renault
9. Lando Norris (GBR)
Mclaren-renault
10. Daniil Kwjat (RUS)
Alphatauri-honda
Weiter: 11. Gasly (FRA) Alpha Tauri, 12. Vettel (GER) Ferrari.
1:19:41,993
+11,326
+ 19,231
+ 29,289
+ 39,146
+ 42,538
+ 55,951
+ 1:04,773
+ 1:05,544
+ 1:09,699
Wm-stand:
1. Hamilton (GBR) Mercedes 2. Verstappen (NED) Red Bull 3. Bottas (FIN) Mercedes
4. Leclerc (MON) Ferrari
5. Norris (GBR) Mclaren
6. Albon (THA) Red Bull Konstrukteurs-wm:
1. Mercedes AMG Petronas
2. Aston Martin Red Bull
3. Scuderia Ferrari
Nächstes Rennen:
GP von Spanien (16. August, Barcelona)
Und es geht doch: Die Mercedes-siegesserie ist gerissen – und das just zum Rennen des 70-jährigen Jubiläums der Formel 1. Gestoppt haben die Serie Max Verstappen und das österreichisch-britische Red-bull-team. Es war die Saisonpremiere, denn erstmals gab es in dieser WM keinen Mercedes-sieg. Aber das zweite Mal an diesem Tag einen Sieger mit der Nummer 33; denn die ziert nicht nur das Motorrad von Brad Binder, sondern auch das Auto von Max Verstappen. Zu verdanken hat der Niederländer seinen neunten Grandprix-sieg seiner fahrerischen Klasse und einem genialen Griff in die Taktikkiste, mit der er die an sich überlegenen Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas überrumpelte.
„Wenn wir das Gleiche machen wie die, dann haben wir nie eine Chance“, lautet die Philosophie bei den Bullen. Also setzte man schon im Qualifying darauf, das Rennen auf harten
starteten Teamkollegen überholen konnte. Bottas war sauer. „Da haben wohl einige Leute bei uns ziemlich geschlafen.“Sein Teamchef Toto Wolff schob die Ursache der Niederlage auf die höheren Temperaturen: „Wir haben schon öfters gesehen, dass wir bei Hitze ein Problem im Vergleich zu Red Bull haben. Und wenn man ein etwas langsameres Auto hat, hilft auch eine andere Strategie nicht viel.“Verstappen war es egal, er hatte sogar Zeit, um via Funk mit seinem Team zu scherzen: „Ihr wart sicher nervös und habt schwitzige Hände. Also vergesst nicht, euch zu desinfizieren, bevor ihr gratuliert“, meinte er in der letzten Runde. In der WM ist Verstappen nun neuer Zweiter.
Ein weiteres Desaster erlebte hingegen Sebastian Vettel: Während Teamkollege Charles Leclerc mit nur einem Boxenstopp Platz vier wie einen Sieg feierte, blieb Vettel ohne Punkte (12.). Auch, weil er wohl zu früh an die Box geholt wurde.