Mehr als nur ein Summen
Elisabeth Harniks „Humming Room“ist ein poetischer Beitrag zum Grazer Kulturjahr, der die Abstände einhält.
Das Rauschen der Stadt, das Summen der Bienen. Im Augarten findet sich beides, wobei Letzteres eine künstliche beziehungsweise künstlerische technische Unterstützung erhält: Elisabeth Harniks Projekt „Humming Room“ist im Grazer Park als Teil des Kulturjahres 2020 zu erleben. Die akustisch-poetische Holzkonstruktion in Wabenform spielt mit Tonaufnahmen aus Bienenstöcken.
Mit der Installation möchte die Grazer Künstlerin niederschwellig zum bewussten Hören anregen: In dieser ruhigen Ecke des stark frequentierten Parks und in unmittelbarer Nähe zum Museum der Wahrnehmung „schafft sich jeder seine eigene Partitur“, erklärt die Komponistin und Pianistin, die mit dem Projekt künstlerisches „Neuland“betrat, wie sie sagt. Unterstützung erhielt Harnik durch die Architektin Milena Stavric und die Akustikerin Jamilla Balint, mit denen sie den „Humming
Room“als dynamische Konstruktion entwarf: Alle zwei Wochen verändert sich die Stellung der Wandelemente und damit der Geräuschhorizont. Die Verkehrung von außen und innen wird zum Spiel mit der Wahrnehmung, die Umgebung zum Resonanzraum.
„Durch den Lockdown haben alle erfahren, dass sich das Hören verändert hat“, ist Harnik überzeugt und verweist darauf, dass das Hören jeglichen Abstand überwindet. In Coronazeiten keine unwesentliche Eigenschaft. Der universelle Klang eines Bienenvolks löst zweierlei aus: Er ist von beiläufiger, vertrauter Qualität, und zugleich schärft er die Sinne, mahnt zur Vorsicht. Ein alltäglicher Klang, der aber auch verschwinden kann, spielt Harnik auf den Themenkomplex Bienensterben an. Zu erleben ist „Humming Room“noch bis Oktober. Danach ist angedacht, die Elemente als Insektenhotels zu verwerten.
Künstlerin Elisabeth Harnik