Ein 80-Prozent-sieg ohne Jubelfeiern
Oppositionschefin Tichanowskaja spricht von Betrug, EU fordert genaue Auszählung.
Das gewaltsame Vorgehen gegen die Proteste nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Weißrussland (Belarus) hat international für massive Kritik gesorgt. Die Euvertreter und zahlreiche europäische Regierungen verurteilten die Gewalt und äußerten Zweifel am Wahlergebnis.
Gratulationen zu seiner Wiederwahl erhielt der seit mehr als 26 Jahren regierende Alexander Lukaschenko zunächst nur von seinen Amtskollegen in Russland und China. Russlands Präsident Wladimir Putin schickte ein Glückwunschtelegramm. In Moskau weiß man zu schätzen, dass Lukaschenko die Demokratiebewegung im Vorhof Russlands in Schach hält.
Kein Gratulationsschreiben wird Lukaschenko, der erst im November in Wien empfangen worden war, dagegen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen bekommen, wie dessen Büro mitteilte. Österreich verfolge die jüngsten Entwicklungen in Weißrussland „mit großer Sorge“, hieß es auch aus dem Außenministerium in Wien.
Die Leiterin der Wahlkommission in Minsk, Lidija Jermoschina, gab zuvor das vorläufige Ergebnis bekannt, demzufolge Lukaschenko 80,2 Prozent der Stimmen erhielt. Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja kam demnach auf 9,9 Prozent. Die 37Jährige, die im Wahlkampf breite Unterstützung fand, sprach von Wahlbetrug und forderte Lukaschenko zum Rückzug auf. Es war keine unabhängige Beobachtung der Wahl und der Auszählung zugelassen.
Ungeachtet eines Demonstrationsverbots waren Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Die Sicherheitskräfte gingen mit Schockgranaten, Wasserwerfern und Gummigeschossen gegen die Protestierenden vor. Nach Angaben des Innenministeriums wurden rund 3000 Menschen festgenommen und Dutzende verletzt. Menschenrechtsorganisationen sprachen auch von einem Toten.
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