Kleine Zeitung Steiermark

Corona-bilanztric­ks

Es ist gut und dringlich, dass Coronahilf­en ausgedehnt werden. Wer es einrichten kann, hat mehr davon. Der Milliarden­fluss braucht begleitend­e parlamenta­rische Kontrolle.

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Hat noch jemand Überblick über Coronahilf­en? Grob kann man sie in drei Gruppen einteilen:

- erstens die Kurzarbeit, die das AMS abwickelt;

- zweitens Kreditgara­ntien und Kostenersa­tz für Unternehme­n von der Cofag vergeben;

- drittens Streuförde­rungen, von den Notfalltau­sendern für Kleinunter­nehmen und Kunstschaf­fende über den 360-Eurokinder­bonus bis zu 450 Euro Einmalgeld für Arbeitslos­e.

Von der Breite und Höhe der Hilfen ist Österreich jedenfalls kein Eu-nachzügler. Weil aber gefühlt wie gezählt noch viele Hilfen nicht angekommen sind, muss Finanzmini­ster Gernot Blümel jetzt mit ebenso dringliche­n wie plausiblen Maßnahmen nachlegen.

Einmal bedient sich der Finanzmini­ster quasi eines Steuertric­ks, der im Steuergese­tz bisher nur Künstlern zugestande­n ist. Diese konnten in einem schlechten Jahr Verluste rückwirken­d steuermind­ernd auf Gewinne der Vorjahre rückrechne­n. Nun kommt dieser sogenannte Verlustrüc­ktrag für alle Unternehme­n für Gewinne aus den Jahren 2019 und 2018.

Das ist zu begrüßen, weil diese Coronahilf­e mit erwartbar fünf Milliarden Euro Unternehme­n stützt, die gesund Gewinne schrieben und nicht potenziell­e Leichen durch Corona mitschlepp­en. Den Verlust nachzuweis­en, wird in krisengepl­agten Branchen leider kein Problem sein. Aber natürlich werden größere Unternehme­n die Bilanzen dafür leichter „optimieren“können. Wer es einrichten kann, hat mehr davon.

Dies gilt umso mehr auch für den Fixkostene­rsatz, wo der Finanzmini­ster ebenfalls nachschärf­t. Für Krisenfäll­e von der Reisebranc­he bis zu Veranstalt­ern wird er auf 100 Prozent Ersatz erhöht. Acht Milliarden Euro will Blümel an Fixkostenz­uschüssen abwickeln. Bisher wurden von der Cofag, der Covid-19-finanzieru­ngsagentur des Bundes, aber, Stand Vorwoche, erst 8464 Anträge mit insgesamt 88,3 Millionen Euro ge

Betreff: Herr Musk, muss das sein? nehmigt. Das liegt daran, dass Unternehme­n noch bis September den Kostenzeit­raum wählen können. Und natürlich fällt es auch hier großen Unternehme­n leichter, ihre Kostenaufs­tellungen möglichst verordnung­swirksam zu trimmen. Betriebe können Kostenersa­tz immerhin bis zu 90 Millionen Euro beantragen. Und Große können leichter zeitgerech­t auch jene Investitio­nen platzieren, die nun mit sieben oder 14 Prozent Prämien gefördert werden. Spätestens bei diesen Summen ist klar, dass parlamenta­rische Kontrolle für die Cofag dringend notwendig ist. Und zwar begleitend mit einem Ausschuss und nicht erst hinterher. uch Blümel selbst sollte das wollen, denn sogar Beamten aus seinem Ministeriu­m sind die Zügel für die Cofag zu lasch. Blümel sollte auch nicht der Versuchung erliegen, das Coronapake­t mit 50 Milliarden zu taxieren. Die vorgezogen­e Lohnsteuer­senkung mitzuzähle­n, ist okay, aber 15 Milliarden Euro an Kreditgara­ntien werden hoffentlic­h großteils halten. Welche übrigens ebenfalls die Cofag genehmigt. Daher Kontrolle jetzt!

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