„Wie lange kann man Milliarden auftreiben?“
Lesergedanken über astronomisch hohe Geldbeträge und die Kunst des Verzichtens.
„Wenn der Vollkasko-staat an seine Grenzen gerät“, 8. 8.
Sittinger weist darauf hin, dass wir uns über Jahrzehnte daran gewöhnt haben, jede Freiheit ohne jede Einschränkung zu genießen. Diese Erwartung wurde durch die Corona-pandemie gründlich erschüttert. Die Politiker wagen es nicht, uns zu sagen, dass der Vollkasko-staat an seine Grenzen gerät und die Bürger mehr Eigenverantwortung tragen und dabei auch auf etwas verzichten müssen. Sie rufen uns zu: Frage nicht, was du für dein Land tun kannst, sondern frage, was dein Land für dich tut.
Leopold Figl hat in seiner Weihnachtsansprache 1945 Folgendes gesagt: „Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben, ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“Ich selbst gehöre noch jener Generation an, die nichts hatte, worauf sie verzichten hätte können. Es ging um das nackte Überleben.
Ich erinnere mich an meinen Schulbeginn im September 1945. Meine Schwester hat mir aus einem alten Leintuch, grün eingefärbt, eine Schultasche angefertigt. Weiters hat sie mir eine Hose von einem Mantel eines gefallenen Soldaten geschneidert. Es war ein strenger Winter, mein Wohnort war eineinhalb Stunden von der Schule entfernt. Die darauffolgenden Jahre waren von Entbehrung geprägt. Es fällt mir jetzt nicht schwer, auf etwas zu verzichten.
Ich würde mir wünschen, die Menschen sollten einmal darüber nachdenken, wie es uns 1945 und noch Jahre danach ergangen ist. Dann würden sie die jetzigen Einschränkungen leichter ertragen. Von den Politikern erwarte ich mir mehr Mut für klare Worte.
Mortantsch