Ewig Gültiges und schlecht Gealtertes
58 CDS erinnern an glanzvolle Momente der Festspielgeschichte. Eine Auswahl durch
die Brille eines Plattenkonzerns.
Das Kunststück, 100 Jahre Festspielgeschichte auf 58 CDS zu komprimieren, ist ein unmögliches. So muss sich eine Edition wie die vorliegende der Deutschen Grammophon darauf beschränken, an einige Höhepunkte des Salzburger Festspieljahrhunderts zu erinnern.
Der Löwenanteil dieser Sammlung ist mit 32 CDS dem Musiktheater gewidmet, wobei die beiden Hausgötter Mozart und Strauss naturgemäß im Zentrum stehen. Den Goldstandard bei Richard Strauss setzte lange Zeit der in Graz geborene Dirigent Karl Böhm. Die vier Strauss-opern unter seinem Dirigat gehören zu den Prunkstücken der Edition: Man hört die besten Strausssänger (nicht nur) ihrer Generation in Modellaufführungen. „Der Rosenkavalier“ist gleich zwei Mal vertreten. Mit Karl Böhms Aufführung vom Festival 1969 konkurriert eine von
Herbert von Karajan geleitete von 1960.
Während die Edition in Sachen Strauss also prunkvoll ausgestattet ist, schaut es bei Mozart dürftig aus: Die enthaltenen Böhm-interpretationen sind schlecht gealtert. Die Auswahl richtet sich keineswegs nach den allerbesten Momenten, sondern natürlich danach, was die Deutsche Grammophon im Archiv hat, „Eugen Onegin“von 2007, „Don Carlo“von 1958 (und nicht der berühmte aus den 70ern) usw.
Deutsche Grammophon.
der Konzerte zeigt, dass diese Edition diverse Schätze aus dem Archiv der einstmals dominanten Plattenfirma neu verwertet, aber niemals eine Übersicht über die Vielfalt der Salzburger Festspiele zu geben vermag. Aparte Zugabe: ein Tondokument vom „Jedermann“1958 mit Will Quadflieg.
Erstrangiger Strauss-interpret: Karl Böhm (1894–1981)