Auf zwei Rädern an die Spitze
Valentin Götzinger (19) kürte sich zum jüngsten Staatsmeister der österreichischen Radsport-geschichte.
Wer nach drei Stunden Schlaf von sich behauptet, beim Aufwachen glücklich gewesen zu sein, der muss zuvor Großes erlebt haben. Frag nach bei Valentin Götzinger: Der 19-jährige Steirer hat ein kleines Stück österreichische Radsport-geschichte neu geschrieben und sich im Straßenrennen in Mattersburg zum jüngsten Staatsmeister Österreichs gekürt. Dabei war er in vier Stunden und 24 Minuten länger auf dem Rad als später im Träumeland – ein Traum war das Erlebte dafür allemal. Wenig verwunderlich, dass noch viele Stunden nach der Zieleinfahrt nicht nur der Adrenalinspiegel, sondern auch die Anzahl von ungelesenen Nachrichten am Handy hoch war. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, sagte Götzinger, der einige Athleten von Worldtour-teams hinter sich gelassen hat und nun ein Jahr lang das rot-weiß-rote Trikot des österreichischen Meisters tragen darf.
Schon im Kindesalter fuhr Götzinger Radrennen – damals aber noch auf dem Mountainbike. Irgendwann wechselte er von Stock und Stein aber auf die Straße, denn „es war mir zu einseitig, den Berg rauf- und wieder hinunterzufahren“, erzählt der Steirer. Der Rennradsport hatte für Götzinger mehr Reiz, nicht nur, weil man dort „mehr Vorbilder hat“, sondern auch, weil er ihn mit besonderen Gefühlen verbindet: „Sich für einige Stunden mit Freunden auf das Rad zu setzen, eine Gegend zu erkunden und diese Freiheit zu genießen, das hat es mir angetan. Das war ein ganz anderer Reiz als auf dem Mountainbike.“as Rennrad ist nun längst Götzingers Arbeitsplatz, fünf bis sechs Tage pro Woche verbringt er damit. „Es ist so
Dwie in jedem anderen Beruf: Nicht jeder Tag ist traumhaft. Bei Regen und Kälte ist es besonders hart, aber das gehört eben dazu“, sagt Götzinger. Er liebt es, auf Berge zu fahren, und da hat er an seinem Wohnort in Weinitzen besonderes Glück: „Da habe ich in allen Richtungen schöne Strecken, egal ob ich in den Süden nach Slowenien fahre oder in den Norden in die Berge“, sagt er. Für seinen Traum, einmal für ein World-tour-team in die Pedale treten zu dürfen, trainiert er hart, irgendwann möchte er auf dieser Ebene auch Rennen gewinnen. Der 19-Jährige beschreibt sich als Sportler, der keine halben Sachen mag: „Wenn ich mir Ziele setze, stecke ich dort alles rein. Wenn ich einen Sprint nicht gewinne, dann nagt das an mir.“in weiterer Grund für den wenigen Schlaf war übrigens der Wecker. Der läutete früh, weil es mit dem Auto zur Rad-europameisterschaft in die französische Bretagne ging. Dort nimmt Götzinger am Donnerstag am U23-straßenrennen teil und will abermals sein Können unter Beweis stellen.
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