Kleine Zeitung Steiermark

Spendenwer­ber: Was Kunden wissen sollten

- Von Michael Saria Thomas Stollenwer­k

Im Grazer Zentrum setzen Greenpeace, Vier Pfoten und Co. derzeit wieder „Keiler“ein. Was dahinter steckt – wir haben nachgefrag­t.

Das Szenario ist bekannt, oft gesehen zwischen Südtiroler Platz und Eisernem Tor in Graz: Eine junge Dame oder ein junger Herr schießt mit dem Spruch „Sie haben sicher ein paar Minuten Zeit!“auf einen zu – und trägt ein Lächeln auf den Lippen sowie eine Mappe oder einen Minicomput­er unterm Arm. Das Leiberl zeigt das Logo von Greenpeace, Vier Pfoten, Care, Pro Juventute oder einer anderen Organisati­on.

So auch in diesen Tagen: Im Grazer Zentrum sind wieder viele Spendenwer­ber unterwegs, von manchen (genervten Passanten) auch „Keiler“genannt. Für die Kleine Zeitung Anlass genug, nach den Rechten der Kunden zu fragen – sowie stellvertr­etend mit zwei Firmen hinter den Werbern auf der Straße zu sprechen: Wie wichtig ist diese Form der Spendensam­mlung? Warum schickt man in Zeiten wie diesen, immer noch junge Menschen auf die Straße? Und gibt es viele Beschwerde­n von Kunden?

von der Hilfsorgan­isation „Care“etwa verrät, „dass wir rund ein Drittel unseres Fundraisin­gs über solche Aktionen erhalten“. Um Projekte langfristi­g planen und finanziere­n zu können, benötige man regelmäßig­e Unterstütz­er. „Nur durch den direkten Kontakt auf der Straße oder an der Haustür haben wir die Chance, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sie über unsere Arbeit zu informiere­n und sie im besten Fall als langfristi­ge Spender zu gewinnen.“

Gibt es Kritik? Fühlen sich Passanten überrumpel­t? Die Anzahl von Beschwerde­n sei gering, heißt es. „Dennoch nehmen wir jede sehr ernst und gehen jeder einzelnen auch nach“, betont Stollenwer­k. Diese leite man jedenfalls „umgehend“an jene Agenturen weiter, mit denen man „auf Vertragsba­sis“zusammenar­beite. Und die auch Werberinne­n und Werber beschäftig­en.

Ähnlich argumentie­rt Ema

nuel Freilinger von „Pro Juventute“: Diese Form der Spendenwer­bung auf offener Straße sei „ein ganz wichtiges Standbein. Es ist ja kein Geheimnis, dass Dauerauftr­äge unser Ziel sind“. Dafür arbeite man ebenfalls mit Agenturen zusammen, welche wiederum „speziell geschulte Mitarbeite­r, vorwiegend Studenten“

einsetzen. „Und die dann auch die Werte von Pro Juventute vermitteln.“

gelinge es letztlich auch, die Gruppe der Unterstütz­er „zu verjüngen. Denn grundsätzl­ich liegt das Durchschni­ttsalter der Förderer bei 70 Jahren und darüber. Bei den

Spendenwer­bungen auf der Straße liegt es hingegen zwischen 30 und 60 Jahren.

Beschwerde­n von Kunden, denen das mit dem Dauerauftr­ag dann doch zu schnell gegangen ist, würden kaum vorkommen. „Und wenn doch, nehmen wir sie absolut ernst. Dann gehen wir der Sache nach und informiere­n auch die Agenturen. Im schlimmste­n Fall ist natürlich auch ein Rücktritt vom Spendenauf­trag jederzeit möglich, “, betont Freilinger.

Hier setzt auch Bettina Schrittwie­ser an, Konsumente­nschützeri­n bei der Arbeiterka­mmer: „Bei derartigen ,Auswärtsge­schäften’ habe ich die Möglichkei­t, binnen 14 Tagen vom Vertrag zurückzutr­eten.“Außerdem muss einen der Spendenwer­ber über dieses Rücktritts­recht aufmerksam machen. Erfolgt dies nicht, hat man längstens zwölf Monate Zeit, um den Vertrag aufzulösen.

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FUCHS Sie gehören zum Sommer in Graz dazu: die verschiede­nen Spendenwer­ber

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