Spendenwerber: Was Kunden wissen sollten
Im Grazer Zentrum setzen Greenpeace, Vier Pfoten und Co. derzeit wieder „Keiler“ein. Was dahinter steckt – wir haben nachgefragt.
Das Szenario ist bekannt, oft gesehen zwischen Südtiroler Platz und Eisernem Tor in Graz: Eine junge Dame oder ein junger Herr schießt mit dem Spruch „Sie haben sicher ein paar Minuten Zeit!“auf einen zu – und trägt ein Lächeln auf den Lippen sowie eine Mappe oder einen Minicomputer unterm Arm. Das Leiberl zeigt das Logo von Greenpeace, Vier Pfoten, Care, Pro Juventute oder einer anderen Organisation.
So auch in diesen Tagen: Im Grazer Zentrum sind wieder viele Spendenwerber unterwegs, von manchen (genervten Passanten) auch „Keiler“genannt. Für die Kleine Zeitung Anlass genug, nach den Rechten der Kunden zu fragen – sowie stellvertretend mit zwei Firmen hinter den Werbern auf der Straße zu sprechen: Wie wichtig ist diese Form der Spendensammlung? Warum schickt man in Zeiten wie diesen, immer noch junge Menschen auf die Straße? Und gibt es viele Beschwerden von Kunden?
von der Hilfsorganisation „Care“etwa verrät, „dass wir rund ein Drittel unseres Fundraisings über solche Aktionen erhalten“. Um Projekte langfristig planen und finanzieren zu können, benötige man regelmäßige Unterstützer. „Nur durch den direkten Kontakt auf der Straße oder an der Haustür haben wir die Chance, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sie über unsere Arbeit zu informieren und sie im besten Fall als langfristige Spender zu gewinnen.“
Gibt es Kritik? Fühlen sich Passanten überrumpelt? Die Anzahl von Beschwerden sei gering, heißt es. „Dennoch nehmen wir jede sehr ernst und gehen jeder einzelnen auch nach“, betont Stollenwerk. Diese leite man jedenfalls „umgehend“an jene Agenturen weiter, mit denen man „auf Vertragsbasis“zusammenarbeite. Und die auch Werberinnen und Werber beschäftigen.
Ähnlich argumentiert Ema
nuel Freilinger von „Pro Juventute“: Diese Form der Spendenwerbung auf offener Straße sei „ein ganz wichtiges Standbein. Es ist ja kein Geheimnis, dass Daueraufträge unser Ziel sind“. Dafür arbeite man ebenfalls mit Agenturen zusammen, welche wiederum „speziell geschulte Mitarbeiter, vorwiegend Studenten“
einsetzen. „Und die dann auch die Werte von Pro Juventute vermitteln.“
gelinge es letztlich auch, die Gruppe der Unterstützer „zu verjüngen. Denn grundsätzlich liegt das Durchschnittsalter der Förderer bei 70 Jahren und darüber. Bei den
Spendenwerbungen auf der Straße liegt es hingegen zwischen 30 und 60 Jahren.
Beschwerden von Kunden, denen das mit dem Dauerauftrag dann doch zu schnell gegangen ist, würden kaum vorkommen. „Und wenn doch, nehmen wir sie absolut ernst. Dann gehen wir der Sache nach und informieren auch die Agenturen. Im schlimmsten Fall ist natürlich auch ein Rücktritt vom Spendenauftrag jederzeit möglich, “, betont Freilinger.
Hier setzt auch Bettina Schrittwieser an, Konsumentenschützerin bei der Arbeiterkammer: „Bei derartigen ,Auswärtsgeschäften’ habe ich die Möglichkeit, binnen 14 Tagen vom Vertrag zurückzutreten.“Außerdem muss einen der Spendenwerber über dieses Rücktrittsrecht aufmerksam machen. Erfolgt dies nicht, hat man längstens zwölf Monate Zeit, um den Vertrag aufzulösen.