„Tour de Corona“
In Frankreich sind die Coronazahlen dramatisch gestiegen. In den letzten Tagen gab es einen Anstieg um bis zu 5000 Neuinfektionen pro Tag. Mit den Hotspots Paris und Nizza. Und ausgerechnet an der Côte d’azur wird die Tour de France am Samstag gestartet. Ein Chaos mit Ansage?
Die Tour mag ein nationales Anliegen sein, ein Heiligtum, an dem nicht gerüttelt werden darf. Eine Rundfahrt dieser Größenordnung in einem Risikogebiet zu starten, ist jedoch verantwortungslos. Denn: Zuschauermassen (12 Millionen jährlich) lassen sich nicht lückenlos kontrollieren. Dazu bergen die anvisierten Tests eine hohe Fehlerquote. Bei zwei positiven Tests ist eine Mannschaft draußen. Egal ob es sich um einen Fahrer, einen Masseur, einen Mechaniker handelt. Ein zweiter Test zur Kontrolle geht sich nie aus. So könnte sogar das halbe Peloton auf dem Weg nach Paris schnurstracks in die Quarantäne sprinten. ie große Schleife durch Frankreich lässt sich auch nicht in eine Blase stecken. Wie ein Autorennen auf einer gesperrten Strecke, wie ein Fußballspiel ohne Zuschauer. Gerade in Deutschland soll es bis Jahresende keine Fans mehr vor Ort geben, Frankreich peitscht seine Tour durch. Die Giganten der Landstraße husten, spucken, keuchen – ein Radfest der Aerosole.
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