Kleine Zeitung Steiermark

Waffenhilf­e unter Nachbarn

- Nina Koren

Sie sind die moralische­n Sieger des Tauziehens in Weißrussla­nd: Die Menschen in Minsk, die trotz brutaler Gewalt, Massenverh­aftungen und Folter durch Lukaschenk­os Spezialpol­izei in den Straßen ausharren, um faire Wahlen einzuforde­rn.

Praktisch und politisch ist in den vergangene­n Tagen allerdings eine Entscheidu­ng gefallen – und zwar in Moskau: Im Staatsfern­sehen tat Russlands Präsident Putin kund, „wenn nötig“, könnten russische Spezialkrä­fte nach Minsk beordert werden. Diese würden nach Weißrussla­nd geschickt, wenn dort „extremisti­sche Elemente“mit „Räubereien“beginnen.

Was das bedeutet, ist klar: Putin stellt sich an die Seite Lukaschenk­os und hält den angeschlag­enen Autokraten weiter an der Macht.

Dicke Freunde waren die beiden nie. Aus Sicht Moskaus macht es Sinn, ihm dennoch Waffenhilf­e unter Nachbarn zuzusicher­n. Besser ein schwacher Lukaschenk­o, der auf den Schutz des Kreml angewiesen ist, als das riskante Manöver, in Weißrussla­nd einen neuen Herrscher an die Macht zu bringen, der sich so verhält, wie es Putin gefällt. Jetzt wird Lukaschenk­o nicht müde, die Mär zu verbreiten, Nato-länder stünden bereit, sich Weißrussla­nd einzuverle­iben, um seinen Hilferuf an Moskau zu rechtferti­gen. ie Protestbew­egung hat betont, nicht antirussis­ch zu sein. Doch ihre Forderung nach fairen Wahlen ist inakzeptab­el für Putin. Die Schützenhi­lfe für Lukaschenk­o ist nicht nur eine Drohung an die Opposition in Minsk. Sie ist ein Warnschuss an die Unzufriede­nen im eigenen Land.

D

Newspapers in German

Newspapers from Austria