Waffenhilfe unter Nachbarn
Sie sind die moralischen Sieger des Tauziehens in Weißrussland: Die Menschen in Minsk, die trotz brutaler Gewalt, Massenverhaftungen und Folter durch Lukaschenkos Spezialpolizei in den Straßen ausharren, um faire Wahlen einzufordern.
Praktisch und politisch ist in den vergangenen Tagen allerdings eine Entscheidung gefallen – und zwar in Moskau: Im Staatsfernsehen tat Russlands Präsident Putin kund, „wenn nötig“, könnten russische Spezialkräfte nach Minsk beordert werden. Diese würden nach Weißrussland geschickt, wenn dort „extremistische Elemente“mit „Räubereien“beginnen.
Was das bedeutet, ist klar: Putin stellt sich an die Seite Lukaschenkos und hält den angeschlagenen Autokraten weiter an der Macht.
Dicke Freunde waren die beiden nie. Aus Sicht Moskaus macht es Sinn, ihm dennoch Waffenhilfe unter Nachbarn zuzusichern. Besser ein schwacher Lukaschenko, der auf den Schutz des Kreml angewiesen ist, als das riskante Manöver, in Weißrussland einen neuen Herrscher an die Macht zu bringen, der sich so verhält, wie es Putin gefällt. Jetzt wird Lukaschenko nicht müde, die Mär zu verbreiten, Nato-länder stünden bereit, sich Weißrussland einzuverleiben, um seinen Hilferuf an Moskau zu rechtfertigen. ie Protestbewegung hat betont, nicht antirussisch zu sein. Doch ihre Forderung nach fairen Wahlen ist inakzeptabel für Putin. Die Schützenhilfe für Lukaschenko ist nicht nur eine Drohung an die Opposition in Minsk. Sie ist ein Warnschuss an die Unzufriedenen im eigenen Land.
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