Kleine Zeitung Steiermark

Leiche für Anatomie blieb wochenlang liegen

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das immer erneut zu Protokoll: Sein Körper solle der Forschung dienen.

Als er am 23. Juni dann in der Albert-schweitzer-klinik in Graz starb, wurde dies auch der Bestattung weitergeme­ldet, erklärte Primaria Brigitte Hermann, in deren Abteilung der Todesfall passierte. „So eine Spende kommt sehr selten vor, und die Mitarbeite­r erinnern sich daher noch genau daran.“

Die Bestattung wiederum erfuhr tatsächlic­h, dass der Körper für die Anatomie bestimmt sei – und meldete dies am 25. Juli sogar dorthin weiter –, „was eigentlich eine Fleißaufga­be ist“, so Geschäftsf­ührer Friedrich Probst.

Denn die Bestattung ist auf Angehörige angewiesen. „Ohne Auftrag der Angehörige­n können wir nichts machen. Es kann ja sein, dass sie eine andere Verfügung treffen.“Die Angehörige­n wiederum dachten, alles laufe wie geplant.

Für die Anatomie wiederum beteuerte Professor Niels Hammer schriftlic­h, man habe erst am 12. August „über das Ableben einer zur Körperspen­de eingetrage­nen Person“erfahren. Da sei es viel zu spät gewesen, derartige Körperspen­den werden binnen 48 Stunden übernommen.

Die Bestattung hatte zuvor den Fall an die Sozialfürs­orge weitergele­itet – sie hatte selbst keine Daten der Angehörige­n des Verstorben­en und benötigte einen Auftraggeb­er, der auch zahlt. Und von der Fürsorge aus wurde offenbar dann die Witwe verständig­t, die aus allen Wolken fiel. Die Witwe musste dann die Verabschie­dung und Einäscheru­ng übernehmen.

Bitteres Resümee: Zwischen all den Formularen, Zuständigk­eiten und routiniert­en Abläufen blieb letztlich für die Verwandten und die Wissenscha­ft nur eine „Zumutung“übrig, wie ein Angehörige­r erbost an die Klinik schrieb.

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