Das große Audiointerview
Man spricht natürlich über alles, aber das ist Sache der sportlichen Führung. Wenn man unkontrolliert und zu schnell Muskelmasse aufbaut, kann die Koordination leiden. Aber in der Pause war genügend Zeit, sein Spiel leidet nicht darunter.
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Wo steht die Marke Dominic Thiem weltweit? Kann er zu den „Big Four“hinschnuppern?
Sportlich ist er auf gutem Weg dorthin, aber zu einem absoluten Superstar gehört viel. Der sportliche Erfolg, die Persönlichkeit, aber auch der Heimmarkt. Das ist in Österreich ein kleines Manko. Wäre Boris Becker Österreicher gewesen, wäre sein Ruhm wohl nicht so groß. Ob Dominic jemals Super-superstar wird, kann man nicht sagen. In der Weltsportart Tennis ist er international aber definitiv eine relevante Größe. Er ist weltweit bevorzugter Interviewpartner, bei Fans gefragt. Es geht in kleinen Schritten nach oben.
Dominic sagt nicht, dass er die French Open lieber als die US Open gewinnen würde. Er will jedes Spiel gewinnen und würde in New York das Finale oder den Titel natürlich sehr gerne mitnehmen. Im Gegensatz zu Nadal priorisiert er Paris nicht.
Ist es für Thiem ein Nachteil, dass sich Nadal voll auf die French Open konzentriert?
Das glaube ich nicht. Die Beläge werden immer ähnlicher, Jetlag wird es auch keinen geben. Die Frage ist, wie weit er in New York kommt, wie intensiv er die Woche dazwischen spielt.
Die Weltrangliste sorgt derzeit weltweit für Verwirrung. Können Sie Licht ins Dunkel bringen?
Wir sind vom 1. Jänner 2021 ausgegangen – ab da soll jedes aktuelle Ergebnis wieder das alte ersetzen. Derzeit ist es so, dass im Jahr 2020 nur die Turniere, die gespielt werden, gewertet werden. Und das auch nur, wenn das neue Ergebnis besser als das aus dem Jahr 2019 ist. Das war die einfachste Lösung.
Da ist die Situation anders als etwa im Fußball: Dort sind alle Spieler angestellt, haben ein Dienstnehmer-ähnliches Verhältnis und damit auch gewisse Pflichten. Sie dürfen etwa nichts gegen ihre Dienstgeber sagen. Das ist im Tennis anders. Da kann jeder seine Meinung äußern – und klarerweise werden die Stimmen eines Djokovic oder Nadal mehr gehört als die der Nummer 200.
Wie groß ist der Verlust für die Weltsportart Tennis durch die Coronakrise?
Für unsere Veranstaltungsfirma sind heuer in Deutschland zwei Herren- und ein Damenturnier ausgefallen. Da ist der Umsatz von geplanten 15 Millionen Euro auf fast null gefallen. Das unterscheidet die Eventbranche auch von vielen anderen. Die Gastronomie wurde auch empfindlich getroffen, doch in dem Moment, wo sie aufsperrt, hat sie 60 Prozent Kapazität. Wir haben null. Wenn die Erste Bank Open stattfinden dürfen, werden wir aufgrund der geringeren Einnahmen bei Eintrittsgeldern ein Minus von 20 bis 30 Prozent schreiben. Das wäre für ein Jahr zu verkraften – dank eines guten Jahres 2019, dank treuer Sponsoren.
Nochmals zurück zu Ihrem Schützling: Thiem wurde während der Coronakrise öfter in weiblicher Begleitung beim Essen gesichtet. Inwieweit wissen Sie über solche Dinge Bescheid?
Überhaupt nicht – das ist das Privatleben von Dominic. Gott sei Dank. Mit wem er essen geht und mit wem er ein besseres oder schlechteres Verhältnis pflegt, ist seine Sache. Außerdem ist er aus dem vergangenen Jahr selbstbewusster und als gestärkte Persönlichkeit hervorgegangen, trifft jetzt vermehrt eigene Entscheidungen. Wir haben etwa in seinem Marketingumfeld viel weitergebracht, weil auch er sich sehr stark eingebunden hat. Das wäre früher in einem laufenden Turnierjahr nicht möglich gewesen. Das gibt Dominic zusätzliche Selbstsicherheit und ist wichtig für seine persönliche Entwicklung.