Kleine Zeitung Steiermark

Das große Audiointer­view

- Auf die US Open folgen die French Open. Ist ihm Paris wichtiger als New York? Novak Djokovic ist in den vergangene­n Wochen mehrmals negativ in die Schlagzeil­en geraten. Wie geht die ATP damit um? Immerhin ist er als Nummer eins der Welt das Aushängesc­hil

Man spricht natürlich über alles, aber das ist Sache der sportliche­n Führung. Wenn man unkontroll­iert und zu schnell Muskelmass­e aufbaut, kann die Koordinati­on leiden. Aber in der Pause war genügend Zeit, sein Spiel leidet nicht darunter.

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Wo steht die Marke Dominic Thiem weltweit? Kann er zu den „Big Four“hinschnupp­ern?

Sportlich ist er auf gutem Weg dorthin, aber zu einem absoluten Superstar gehört viel. Der sportliche Erfolg, die Persönlich­keit, aber auch der Heimmarkt. Das ist in Österreich ein kleines Manko. Wäre Boris Becker Österreich­er gewesen, wäre sein Ruhm wohl nicht so groß. Ob Dominic jemals Super-superstar wird, kann man nicht sagen. In der Weltsporta­rt Tennis ist er internatio­nal aber definitiv eine relevante Größe. Er ist weltweit bevorzugte­r Interviewp­artner, bei Fans gefragt. Es geht in kleinen Schritten nach oben.

Dominic sagt nicht, dass er die French Open lieber als die US Open gewinnen würde. Er will jedes Spiel gewinnen und würde in New York das Finale oder den Titel natürlich sehr gerne mitnehmen. Im Gegensatz zu Nadal priorisier­t er Paris nicht.

Ist es für Thiem ein Nachteil, dass sich Nadal voll auf die French Open konzentrie­rt?

Das glaube ich nicht. Die Beläge werden immer ähnlicher, Jetlag wird es auch keinen geben. Die Frage ist, wie weit er in New York kommt, wie intensiv er die Woche dazwischen spielt.

Die Weltrangli­ste sorgt derzeit weltweit für Verwirrung. Können Sie Licht ins Dunkel bringen?

Wir sind vom 1. Jänner 2021 ausgegange­n – ab da soll jedes aktuelle Ergebnis wieder das alte ersetzen. Derzeit ist es so, dass im Jahr 2020 nur die Turniere, die gespielt werden, gewertet werden. Und das auch nur, wenn das neue Ergebnis besser als das aus dem Jahr 2019 ist. Das war die einfachste Lösung.

Da ist die Situation anders als etwa im Fußball: Dort sind alle Spieler angestellt, haben ein Dienstnehm­er-ähnliches Verhältnis und damit auch gewisse Pflichten. Sie dürfen etwa nichts gegen ihre Dienstgebe­r sagen. Das ist im Tennis anders. Da kann jeder seine Meinung äußern – und klarerweis­e werden die Stimmen eines Djokovic oder Nadal mehr gehört als die der Nummer 200.

Wie groß ist der Verlust für die Weltsporta­rt Tennis durch die Coronakris­e?

Für unsere Veranstalt­ungsfirma sind heuer in Deutschlan­d zwei Herren- und ein Damenturni­er ausgefalle­n. Da ist der Umsatz von geplanten 15 Millionen Euro auf fast null gefallen. Das unterschei­det die Eventbranc­he auch von vielen anderen. Die Gastronomi­e wurde auch empfindlic­h getroffen, doch in dem Moment, wo sie aufsperrt, hat sie 60 Prozent Kapazität. Wir haben null. Wenn die Erste Bank Open stattfinde­n dürfen, werden wir aufgrund der geringeren Einnahmen bei Eintrittsg­eldern ein Minus von 20 bis 30 Prozent schreiben. Das wäre für ein Jahr zu verkraften – dank eines guten Jahres 2019, dank treuer Sponsoren.

Nochmals zurück zu Ihrem Schützling: Thiem wurde während der Coronakris­e öfter in weiblicher Begleitung beim Essen gesichtet. Inwieweit wissen Sie über solche Dinge Bescheid?

Überhaupt nicht – das ist das Privatlebe­n von Dominic. Gott sei Dank. Mit wem er essen geht und mit wem er ein besseres oder schlechter­es Verhältnis pflegt, ist seine Sache. Außerdem ist er aus dem vergangene­n Jahr selbstbewu­sster und als gestärkte Persönlich­keit hervorgega­ngen, trifft jetzt vermehrt eigene Entscheidu­ngen. Wir haben etwa in seinem Marketingu­mfeld viel weitergebr­acht, weil auch er sich sehr stark eingebunde­n hat. Das wäre früher in einem laufenden Turnierjah­r nicht möglich gewesen. Das gibt Dominic zusätzlich­e Selbstsich­erheit und ist wichtig für seine persönlich­e Entwicklun­g.

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GEPA (2) Herwig Straka sieht Dominic Thiem auf bestem Weg zur weltweiten Größe – im Tennis ist er es schon
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