Augenscheinlich die Blicke von vielen
Ein waches Auge blickt auf St. Stefan und via Ars Electronica Festival auf die Welt.
Seit Ende der 80er setzt sich die Wiener Medienkünstlerin Sylvia Eckermann mit den Verbindungen zwischen digitalem und realem Raum auseinander. Für die Kulturhauptstadt Graz entwickelte sie 2003 ein Computerspiel um die Identitätsbildung zwischen Spielern und ihren virtuellen Vertretern, im steirischen herbst 2004 stellte sie ein Spiel um Karrieremöglichkeiten für junge Frauen vor. Vor zwei Jahren wurde Eckermann mit dem Staatspreis für Medienkunst ausgezeichnet.
Ein neues Projekt mit dem Titel „augenschein“ist an der Fassade des Stieglerhauses zu sehen. In einer Videosequenz „blickt“täglich ab 16 Uhr ein drei Meter breites Auge von einer Led-fläche in den öffentlichen Bereich. Es handelt sich dabei nicht um ein einziges Auge, vielmehr um die aneinandergereihten Aufnahmen der Augen von 45 Ortsansässigen. Symbolisch sieht damit die Bevölkerung in oder auf ihren Ort, während „augenschein“nach Darstellung der Künstlerin als „Emblem für eine offene Gesellschaft“verstanden sein will. Freilich spricht Eckermann auch von der problematischen Seite des weithin Sichtbaren, indem wir durch automatisierte Interpretation von Datensätzen zusehends „beobachtet, überwacht und kontrolliert“werden. Das Projekt ist Teil des Programms der Ars Electronica Linz und wird am 10. September in deren Internetkanal gezeigt.