Die antike Magie des Glases
Massimiliano Schiavon betreibt die antike Kunst der Glasbläserei in Originalversion und setzt dabei innovative Akzente, die international Anklang finden.
Gefärbtes Glas kauft er nicht, um daraus Souvenirs herzustellen. So kleine Brötchen bäckt Massimo Schiavon nicht. In seiner Glasfabrik in Murano wird das Glas selbst hergestellt, wird Quarzsand mit Metallen und Mineralien versetzt, um in den herrlichsten Farben zu leuchten. Das Schiavon Art Team verwirklicht die antike Kunst der Glasbläserei in Originalversion seit 2011, als Massimiliano Schiavon beschloss, die zehn Jahre zuvor geschlossene Fabrik seines Großvaters wiederzubeleben. Überdimensionale Leuchtkörper und bis zu fünf Meter hohe Kronleuchter, die wahre Kunstwerke sind, gehören neben Skulpturen und künstlerischen Vasen zu seinen
Spezialitäten, die alle Unikate sind und bis nach Übersee verschifft werden. „Es ist eine alte Technik, die man lernt, indem man mit gutem Willen, großen Opfern und sicherlich auch mit angeborenem Talent arbeitet“, meint Schiavon, froh, dass seine Fabrik seit Mai wieder geöffnet hat, aber bedauernd, dass heuer viele internationale Kunden ausbleiben. Daher ist nur einer der zwei Öfen in Betrieb.
nehme er keinen Murano-sand, da seien zu viele Muscheln drin, meint der für seine Kreativität bekannte Glaskünstler und Unternehmer, der schon als Kind begonnen hat, sich in das Metier der Familiendynastie einzuleben. Der Quarzsand, den er verwendet, stammt aus Höhlen und Felsen aus der Schweiz oder Nord
nach Maß“, sagt Schiavon, der mit seinem Motorrad aus Glas Aufsehen erregt und für George Clooney zur Hochzeit eine gläserne Videokamera gefertigt hat. Er empfange gerne Individualtouristen und nur ganz kleine Gruppen, sagt er, taucht das Blasrohr in die flüssige Glut und wartet, bis sie abkühlt. „Bis 500 Grad bleibt das Glas plastisch.“
Zur Anwendung kommen Techniken wie Incalmo oder die dekorative Eisglastechnik, bei der durch das Eintauchen des Glases in Wasser ein dichtes Netz von Oberflächenrissen entsteht. Mit der Flashing- oder Dip-overlay-methode werden suggestive chromatische Effekte erzielt, die Sandstrahltechnik macht das Glas matt und ermöglicht Einschnitte auf verschiedenen Ebenen. Manchmal
rollen die Glasbläsermeister das glühende massive oder geblasene Glas über Blätter aus hauchdünnem Blattgold oder Silber. „Wir stellen keine Massenware her“, sagt der Firmenchef und zeigt auf ein schmückendes Objekt mit eingearbeiteten Diamanten. „Wir produzieren auf authentische, handwerkliche Art für Kunden, die das Außergewöhnliche und
Ausgefallene lieben.“Und bereit sind, einen angemessenen Preis zu bezahlen.
Für jedermann leistbar sind die Glasperlen für Mosaike, seit letztem Jahr ein neuer Produktionszweig, der wiederum eine antike venezianische Kunst, die „Conteria“, wiederbelebt. Zur Herstellung wird glühende Glasmasse dem Ofen entnommen und an einem Eisenstab von zwei Arbeitern, den Tirocanna, die auf gegenüberliegenden Seiten laufen, gezogen, bis sie zu einer sehr dünnen Stange wird. Dann schneiden die Tagiadori winzige Stücke, die durch Drehen im Ofen abgerundet werden. Nach mehreren weiteren Arbeitsschritten werden die Conteries von den Lustradori durch Reiben in einer Kleie gereinigt und poliert und schließlich aufgereiht. Wer sein eigenes Mosaik oder Kunstwerk aus Glasperlen herstellen will, kann dies neuerdings in einem Workshop vor Ort lernen oder sich Material und Anweisungen nach Haue schicken lassen. Um selbst zum Künstler zu werden und die Magie des Glases, von der Massimiliano Schiavon nicht müde wird zu erzählen, kennenzulernen.