Wenn der Babyelefant nicht ausreicht
Covid-19: Welche Rolle spielen feinste Viruspartikel, die in der Luft schweben, bei der Ansteckung? Forscher fordern, dass diesem
Übertragungsweg mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
dann eingeatmet werden können. „Prinzipiell gilt weiterhin, dass der Hauptübertragungsweg des Coronavirus die Tröpfcheninfektion ist“, sagt Bernd Lamprecht, Lungenfacharzt und Covid-19-spezialist am Kepler-klinikum Linz – dabei erreicht ein ausgehustetes oder ausgeniestes Tröpfchen direkt einen nahe stehenden Menschen und infiziert diesen. „Davor kann man sich schützen, indem man den Mindestabstand einhält“, sagt Lamprecht – große Tröpfchen haben eine maximale Reichweite von 0,6 bis 0,8 Meter, dann sinken sie auf den Boden. „Schweben aber Virusteilchen in der Luft, ist eine Infektion auch über größere Entfernungen möglich, die weit über den Babyelefanten hinausgehen“, sagt Lamprecht.
Indizien dafür, dass
dieser Übertragungsweg eine Rolle spielt, gibt es: Ein Chor traf sich im Us-bundesstaat Washington zum gemeinsamen Singen, achtete auf Abstands- und Hygieneregeln, dennoch sind 45 der 60 Chormitglieder an Covid-19 erkrankt und zwei verstorben. Auch der Cluster rund um das Rotariertreffen in Salzburg, wo ebenfalls Abstands- und Hygieneregeln eingehalten wurden, ist laut Lamprecht ein Beispiel für „Ansteckung über die Entfernung“– 15 der 26 Teilnehmer infizierten sich mit dem Virus.
über die Luft müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, wie auch das deutsche Robert-koch-institut beschreibt: kleine, schlecht oder gar nicht belüftete Räume; eine infizierte Person, die besonders viele Partikel abgibt, weil sie zum Beispiel schreit oder singt; Menschen, die sich längere Zeit in so einem Raum aufhalten und/oder dabei besonders tief einatmen, weil sie sich zum Beispiel anstrengen. „Wie viele Viren in der Luft sind und wie viele davon eingeatmet werden, ist entscheidend“, sagt Lamprecht. Im Freien „verdünnen“sich ausgeatmete Viruspartikel schnell, das Ansteckungsrisiko ist gering – in geschlossenen Räumen ist das Ansteckungsrisiko 19-fach höher. Aber auch das eingeatmete Luftvolumen spielt eine Rolle: „Bei Anstrengung, wie im Fitnessstudio, kann das Atemminutenvolumen drei- bis zehnfach höher sein“, sagt Lamprecht. Daher gelte die Empfehlung, bei körperlicher Anstrengung mehr Abstand einzuhalten.
„Durchlüften wird für den Herbst und Winter entscheidend“, sagt Lamprecht. Zusätzlich gewinne das Tragen des Mund-nasen-schutzes (MNS) noch mehr Bedeutung: Schon eine Leinenmaske könne die Menge der Viren, die ein Infizierter abgibt, drastisch verringern. „Natürlich kann ein MNS die infektiösen Tröpfchen nicht zu 100 Prozent zurückhalten, aber für eine Ansteckung braucht es eine gewisse Konzentration an Viren, die so reduziert wird“, sagt Lamprecht. Für Schulen wurde das Thema Aerosole schon mitbedacht: Re