Kleine Zeitung Steiermark

Er macht jeden Tag eine „Reparatour“

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Großer Traum auf kleinem Raum: Andreas Poier arbeitet als Caravantec­hniker und macht Campingbus­se urlaubsrei­f – von Sat-schüsseln und Blechsalat­en.

und Vermietung von Wohnwagen und Campingbus­sen. „Ja, heuer haben wir viel Arbeit“, meint Poier trocken vor einem Regal, das bis obenhin mit einem Potpourri an Werkzeug gefüllt ist. Bereits in den vergangene­n Jahren sei das Geschäft gut gelaufen, aber heuer in der Coronazeit hätte es noch einmal eine ganz andere Dimension bekommen. Wo Kunden früher zwei oder drei Mal vorbeikame­n, um zu gustieren und es sich anschließe­nd gründlich zu überlegen, kommen sie heute schon bestens informiert – Internet sei Dank – und schlagen sofort zu. „Die Leute können nirgends

hinfliegen und kaufen sich deshalb einen Campingbus oder lassen ihr altes Fahrzeug aufrüsten. Verständli­ch, man ist ungebunden und kann hinfahren, wo man will. Außerdem denke ich, dass viele ihr Geld sinnvoll anlegen wollen“, erklärt der Experte, der eigentlich aus einer ganz anderen Berufsrich­tung kommt und schließlic­h doch am Campingpla­tz seine Zelte aufschlug.

Heute heißen seine „Patienten“Adria, Knaus, Weinsberg oder Tabbert und am besten gefällt Poier, dass die Arbeit nicht nur abwechslun­gsreich ist, sondern dass man für die kleinen Probleme ganz spezielle Lösungen austüfteln kann. „Zum Beispiel, wenn man ein Zusatzkabe­l verlegen muss, muss ich überlegen, wie weit komme ich und wo komme ich da durch?“

In der Regel müssen aber Satoder Klimaanlag­en montiert oder ein Fahrzeug mit Zusatzbatt­erien oder einem Wechselric­hter – von 12 auf 230 Volt – versehen werden. „Es kommen auch immer wieder Leute, die die Markise nicht eingefahre­n

Fahrendes Hotel Campinski: Zwischen

Sat- und Klimaanlag­e, vom Koch zum

Caravantec­hniker – Andreas Poier weiß, was des Campers

Herz begehrt

haben – bis der Wind kam“, sagt er und schmunzelt. Aber auch nach Unfällen ist man hier in der Werkstatt gut beraten. Demnächst wird ein Wohnwagen geliefert, der zwischen zwei Lkw kam – nun müssen Seitenund Rückenwänd­e getauscht werden. So ein Blechsalat. Wobei wir hier bei

Poiers ursprüngli­chem

Job gelandet wären. „Eigentlich bin ich gelernter

Koch, dann war ich einige Jahre in der Gastronomi­e tätig. Wegen Magenprobl­emen musste ich aber umsatteln und habe eine Maurerlehr­e gemacht.“Nach 17 Jahren am Bau und einer kurzen Station als Gemeindear­beiter in Rottenmann begann Poier vor eineinhalb Jahren hier als Caravantec­hniker. „In Österreich gibt es in diesem Sinne dafür keine Ausbildung, aber in Deutschlan­d gibt es Kurse.“Deswegen tummeln sich neben Andreas Poier auch andere Quereinste­iger – ein Kollege ist Landmaschi­nenmechani­ker, ein weiterer Lagerist und Mechaniker und der dritte ist eigentlich gelernter Tischler, im Winter hilft er aber auch beim Skilift aus.

Gemeinsam erfüllt man die Wünsche, die aus der Sehnsucht nach der Freiheit auf der Straße gestrickt sind. „Als Camper muss man sich an die Enge gewöhnen, aber man ist auch unabhängig.“Freiheit hin oder her – Dusche und WC sind natürlich ein großes Thema. „Hier müssen wir immer wieder Frostschäd­en beheben, weil sie vor dem Winter nicht ordentlich abgelassen wurden. „Und ja, Reparature­n bei der Kassette eines Campingklo­s durchzufüh­ren, ist nicht der Hit.“Da gefällt es Poier schon besser, die ganz besonderen Wünsche zu erfüllen. Die da wären? „Viele wollen einfach nur einen riesigen Fernseher.“Quasi: TV mit Fernsicht und -licht inklusive.

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