Kleine Zeitung Steiermark

Falsche Standfesti­gkeit

Wolfgang Sobotka will nicht einsehen, dass es für ihn, den Untersuchu­ngsausschu­ss und das Parlament – kurz für alle – besser wäre, er legte den Ausschussv­orsitz vorerst nieder.

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Wolfgang Sobotka ist ein Kämpfer. Am Dirigenten­pult schreckt ihn keine Partitur, im Garten kein Schädling und in der politische­n Arena kein Gegner. Ohne diese Kämpfernat­ur hätte der einstige Musikschul­direktor wohl kaum den Weg an die Spitze der Republik geschafft. Nun kehrt sich seine stärkste Waffe gegen ihn selbst.

Wolfgang Sobotka war von Anfang an als Vorsitzend­er des Untersuchu­ngsausschu­sses, der die Politik der türkis-blauen Regierung auf Korruption abzutasten versucht, umstritten. Das Regelwerk der Untersuchu­ngsausschü­sse verbietet ihm aber nicht, das Amt zu bekleiden, also nahm er es an. Vorwürfe der Voreingeno­mmenheit wies er stets entrüstet von sich.

Dann kam die Sache mit dem Alois-mock-institut ans Licht. Die kleine Organisati­on, die Sobotka gegründet hat und der er vorsteht, organisier­t Veranstalt­ungen und gibt ein Heft heraus, mit bescheiden­er Auflage. In den Fokus des Ausschusse­s geriet das Institut nur, weil sich Verbindung­en zum Glücksspie­lkonzern Novomatic nachweisen ließen. Und um den ging es unter anderem in Ibiza. „Novomatic zahlt alle“, hatte der damalige FPÖ-CHEF Heinz-christian Strache dort gesagt und von Wegen geredet, wie man über Vereine Parteien Gelder zukommen lassen könne, ohne diese Unterstütz­ung dem Rechnungsh­of melden zu müssen. In einer fünfstündi­gen Befragung Sobotkas hatten die Ausschussm­itglieder dem Vorsitzend­en schon vor Wochen nachzuweis­en versucht, dass das Mockinstit­ut genau diesem Zweck dient.

Schon damals stellte sich die Frage, ob Sobotka sein Amt nicht besser bis zur Klärung der Vorwürfe hätte abgeben sollen. Heute, da weit höhere Förderbetr­äge von Novomatic für das kleine Institut genannt werden als damals, muss auch der grüne Koalitions­partner in den Chor einstimmen und Sobotka zum Einlenken drängen.

Die Antwort des Streitbare­n aber war stets unmissvers­tändlich: Kommt nicht infrage, da könnte ja jeder (oder jede) kommen und einen Vorsitzend­en, der ihm (oder ihr) nicht zu Gesicht steht, wegschieße­n.

Mit seiner Weigerung, temporär die Leitung des Ausschusse­s bis zur Klärung der Vorwürfe abzugeben, hat sich der Nationalra­tspräsiden­t in eine Doppelroll­e manövriert, die weder für ihn persönlich gut ist noch für die Ämter, die er ausübt. ach so vielen Wochen der hartnäckig­en Weigerung, das zur Kenntnis zu nehmen, fällt ein Schwenk vermutlich schwer. Die Opposition wird ihn unweigerli­ch als ihren Triumph auskosten und versuchen, daraus ein Schuldeing­eständnis zu zimmern.

Hätte Sobotka von Anfang an das Naheliegen­de getan, er stünde jetzt nicht vor dieser schwierige­n Entscheidu­ng. Es geht in diesem Fall ausnahmswe­ise nicht darum, im parteipoli­tischen Kleinkrieg mit der Opposition Standfesti­gkeit zu zeigen. Diesmal sind nicht Steherqual­itäten gefragt, sondern Klugheit.

NBetreff: Bis zum nächsten Sommer, Kroko!

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