Kleine Zeitung Steiermark

Corona wird zur Chefsache und so mancher Knoten ging auf

- Von unserem Korrespond­enten Andreas Lieb aus Brüssel

Kurz nach ein Uhr nachts wirkte das Video-setting noch gespenstis­cher, als die Teilnehmer am Eu-sondergipf­el zu ihren Pressekonf­erenzen riefen. Ursula von der Leyen, Charles Michel, Emmanuel Macron und wer immer sich noch bemüßigt fühlte, verkündete die Erfolge der Verhandlun­gsnacht vor stummen Sesselgale­rien. In der Tat, es ist etwas weitergega­ngen an diesem außenpolit­ischen Sondergipf­el.

Zypern konnte, womit auch immer, überredet werden, seine Blockadeha­ltung bei den Belarus-sanktionen aufzugeben. Schon gestern Nachmittag war es dann amtlich; es gibt Sanktionen gegen 40 Belarussen, denen eine Beteiligun­g an Wahlfälsch­ungen oder der gewaltsame­n Niederschl­agung von

Eu-gipfel bringt Sanktionen gegen Belarus, klare Worte Richtung Moskau und Ankara und eine ungeplante Corona-debatte.

Protesten vorgeworfe­n wird. Staatschef Alexander Lukaschenk­o ist nicht dabei; so will man sich Hintertürc­hen für diplomatis­che Lösungen offen lassen. Im selben Atemzug erneuert die EU die Drohungen gegen die Türkei: Man werde „alle zur Verfügung stehenden Instrument­e“nutzen, sollte sie neuerlich einseitig die Bemühungen einer gedeihlich­en Lösung torpediere­n.

Schließlic­h brachte der Gipfel auch noch eine klare Botschaft an Wladimir Putin zustande. „Der Gebrauch einer chemischen Waffe stellt einen ernst zu nehmenden Bruch internatio­nalen Rechts dar“, heißt es in der Schlusserk­lärung. Der Fall Nawalny wird Thema des nächsten Eu-gipfels in zwei Wochen. Da wird es auch um den Brexit gehen – heute redet Kommission­schefin Ursula von der Leyen Bofriedlic­hen ris Johnson per Video noch einmal ins Gewissen. Um die Beziehunge­n zu China konnte man sich nicht wirklich kümmern, ihnen ist nun ein China-gipfel im November gewidmet. Dafür gingen sich Beschlüsse zum Binnenmark­t und zur strategisc­hen Autonomie Europas aus. anzler Sebastian Kurz berichtete über ein Thema, das eigentlich nicht geplant war und dem die Staatsund Regierungs­chefs doch „80 Prozent ihrer Zeit widmen“: Europa will nun doch die Coronareis­eregeln besser abstimmen. Man solle der EU an sich da nicht zu viel zumuten: „Die Mitgliedss­taaten sind selbst zuständig.“Eine wichtige Erkenntnis der Länder, die sich wegen der chaotische­n Bedingunge­n bisher gerne auf Brüssel beriefen.

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AFP Virtuelle Pressekonf­erenzen in Coronazeit­en: Macron erklärt am Gipfel spätnachts die Lage
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