Im Sommerkleid und mit Flipflops am Berg
Im Sommerkleid auf die Berge, mit Flipflops in unwegsamem Gelände. Nur zwei kuriose Beispiele, mit denen die steirischen Bergretter in diesem Sommer konfrontiert waren. Zwischen 1. Juli und 13. September musste man exakt 209 Mal ausrücken – „deutlich öfter als in den Jahren zuvor“, sagt Michael Miggitsch von der Bergrettung. Dabei waren 114 Personen unverletzt in eine Notlage geraten, 85 zogen sich eine Verletzung zu und elf Menschen sind verstorben.
Der Grund, dass so viele Wanderer einen Notruf absetzen, liegt vor allem im fehlenden Können und an der falschen Ausrüstung, heißt es von Experten: „Es ist oft eine völlige Selbstüberschätzung“, so Miggitsch. Immer mehr Personen würden ihre Touren weder planen, noch seien sie in einer ausreichenden körperlichen Verfassung: „Früher hat man sich Karten oder Literatur besorgt und sich intensiv mit den Touren beschäftigt – heute passiert vieles über das Internet“, kritisiert der Bergretter. Der Berg sei für manche zum Hobby geworden: „Viele bleiben stehen, machen nur Fotos und haben ständig ihr Smartphone in der Hand.“
Aber nicht nur das stößt passionierten Wanderern sauer auf: „Wir bekommen häufig Beschwerden, dass Personen mit lauter Musik unterwegs sind oder aber ihren Müll überall liegen lassen“, bedauert Fritz Stockreiter von der Berg- und Naturwacht Steiermark.
Besonders irritiert zeigt er sich über einen Fall, „bei dem man für ein gutes Bild mittels Drohne Jagd auf Gämsen gemacht hat“. Solche Fälle würden sich häufen: „Die Natur wird als Gegenstand zur Belustigung angesehen und nicht als eine Bereicherung.“Die Coronakrise habe die Irrwege auf den Bergen noch weiter vorangetrieben, weil viele den Urlaub zu Hause verbracht haben.
Das sieht auch Norbert Hafner vom Alpenverein so: „Touristische Werbemaßnahmen im
Planlos und mit viel Selbstüberschätzung: Immer öfter muss die Bergrettung Wanderer, die sich von schönen Fotos im Internet leiten lassen, aus Notlagen befreien.