Kleine Zeitung Steiermark

Mit dem Bergmönch voll auf

- Von Josef Fröhlich

Aufigehen, owifahren: Wer mit einem Bergmönch auf dem Buckel unterwegs ist, kennt beim Wandern keine Einsamkeit. Denn über diesen Downhill-roller muss man einfach reden.

Es war eine nette Begegnung, die schon einige Monate zurücklieg­t. Ich erreiche nach rund zehn Kilometern und tausend Höhenmeter­n das Steinplan-schutzhaus in Lobmingtal im Bezirk Murtal.

„Was hast du denn da am Buckel?“, fragt mich ein Mann, der in einer netten Pensionist­enrunde die Sonne genießt. „Das ist ein Bergmönch“, antworte ich und ernte fragende Blicke.

Ich lege meinen Bergmönch auf den Boden. Einen Rucksack, in dem sich ein klapp- und ausziehbar­er Downhill-roller versteckt. Der ältere Herr, nennen wir ihn Franz, beginnt sich zu interessie­ren. „Darf ich zuschauen, wenn du das zusammenba­ust?“– „Sicher, gerne.“

Ich klappe das Vorderrad aus, fixiere eine Steckverbi­ndung. Franz kommt aus dem Staunen nicht heraus, als ich eine Stoffklapp­e im Rucksack öffne, hinter der sich ein Hebel verbirgt. Ich löse ihn, ziehe dann meinen Bergmönch in die Länge wie einen Teleskop-wanderstoc­k. Jetzt die Fußrasten ausgeklapp­t und das Ding ist nach wenigen Minuten fahrbereit.

„Des gibt’s net“, sagt Franz und setzt eine überrasche­nde Bemerkung nach: „Weißt du, wie oft ich in der Nacht wach gelegen bin und nachgedach­t habe, wie ich so ein Gerät bauen könnte? Und jetzt kommst du mit so was daher.“Ich esse und trinke etwas, während der offenbar technisch versierte Franz den Rucksack-roller bis ins Detail inspiziert: „Wahnsinnsq­ualität“, attestiert er.

Den geländegän­gigen Bergmönch mit Stoßdämpfe­rn und Scheibenbr­emsen haben einst zwei junge Ingenieure aus Bayern entwickelt, 2010 startete die holländisc­he Firma Koga mit der Serienprod­uktion. Auf dem Markt hat der Zehn-kilo-roller, der sich auf dem Rücken dank eines Top-rucksackes weniger schwer anfühlt, nicht bestanden. Die Produktion wurde eingestell­t. Es gibt den Roller nur noch gebraucht in der Preisklass­e von 400 bis 700 Euro auf Plattforme­n wie „Willhaben“, wo auch ich vor zweieinhal­b Jahren zugeschlag­en habe.

Streit mit Grundbesit­zern mag ich weniger, deshalb benutze ich für Abfahrten mit dem Bergmönch nur legale Strecken. Okay, sagen wir fast nur. Meist geht’s gleich von der eigenen Haustür weg. Das ist der Vorteil, wenn man am Fuße der Seckauer Tauern daheim ist. Da lässt es sich auch zwischendu­rch eine Stunde mit zehn Kilogramm auf dem Rücken bergauf schnaufen und dann in wenigen Minuten wieder zurück nach Hause rollen. Eine wunderbare Kombinatio­n aus Zeitökonom­ie, Konditions­training und Spaßfaktor.

Der Bergmönch beschert mir die Fitness meines Lebens, und die Nachbarn haben sich an den seltsamen Anblick auch schon gewöhnt, wenn ich losstarte.

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 ??  ?? Schultern und los geht’s! Zehn Kilo wiegt der Rucksack-roller
Schultern und los geht’s! Zehn Kilo wiegt der Rucksack-roller
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Mittagssch­laf auf dem Bankerl, der Bergmönch wacht

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