Kleine Zeitung Steiermark

Alexanders neues Lächeln

- Teresa Guggenberg­er Chirurg Michael Schwaiger

Alexander kam mit gespaltene­r Lippe auf die Welt. Heute ist davon nichts mehr zu sehen – auch dank einer neuen Operations­technik.

Auf die Freude folgte der Schock. Als Erik und Bianca Gletthofer vor eineinhalb Jahren der Geburt ihres ersten Kindes Alexander entgegenfi­eberten, entschiede­n sich die beiden für ein Organscree­ning. Dort zeigte sich: Alexander wird mit einer Lippenkief­er-gaumenspal­te auf die Welt kommen. „Im ersten Moment waren wir wie versteiner­t. Wir wussten einfach nicht, was das für uns bedeuten würde“, erzählt Erik Gletthofer. Doch auf die anfänglich­en Ängste folgte schon bald Beruhigung: „Wir haben uns gut beraten lassen und schnell erkannt: Das können Ärzte beheben.“

Um wirklich sicherzuge­hen, die bestmöglic­he Behandlung für Alexander zu bekommen, ließen sich die werdenden Eltern in zwei Krankenhäu­sern beraten. Die Entscheidu­ng für ein Ärzteteam fiel den beiden Eltern dann leicht: „Das Lkhunivers­itätsklini­kum Graz war uns am sympathisc­hsten. Dort fühlen wir uns gut aufgehoben.“

An der Abteilung für Mund-,

Kiefer- und Gesichtsch­irurgie kann man nicht nur auf jahrelange Erfahrung zurückgrei­fen. Seit eineinhalb Jahren wird dort auch eine neue Operations­technik bei Lippen-kiefer-gaumenspal­ten angewandt.

hatte die Methode in England kennengele­rnt und war begeistert: „Der Unterschie­d ist, dass ein Mikroskop zum Einsatz kommt. Dadurch sieht man die betroffene­n Stellen viel genauer und kann präzise arbeiten.“In den meisten Fällen braucht es im ersten Lebensjahr zwei Operatione­n. Wenn wie bei Alexander ein Spalt in Lippe, Kiefer und Gaumen vorliegt, gilt es, diesen zu schließen. Das hat natürlich auch kosmetisch­e Gründe.

In erster Linie geht es aber darum, die Unterbrech­ung des Gaumenmusk­els zu beheben. „Diese kann zu Problemen bei der Lautbildun­g führen. Zum Beispiel tun sich diese Kinder schwer, „p“, „t“, oder „k“zu korrekt auszusprec­hen“, sagt Schwaiger. Neben der Verwendung des Mikroskops unterschei­det sich auch das Ausmaß der Muskelkorr­ektur von herkömmlic­hen Methoden. Die Muskeln werden möglichst weit in Richtung des Gaumenzäpf­chens verlagert, damit sich das Gaumensege­l bis an die Rachenhint­erwand heben kann.

Ansonsten sind schon vor der Sprachentw­icklung Auswirkung­en bemerkbar. So kann es

in den ersten Lebensmona­ten zu Schwierigk­eiten bei der Nahrungsau­fnahme kommen. Damit der Fehler schon vor der Sprachentw­icklung behoben wird, werden die beiden Operatione­n im ersten Lebensjahr durchgefüh­rt. „Für den Verschluss des Gaumens wartet man bis zum achten bis zwölften Lebensmona­t. Dann kann es den Eingriff im Normalfall gut wegstecken“, sagt Schwaiger.

alte Alexander hat die beiden Operatione­n bereits hinter sich. „Vor dem ersten Eingriff waren wir sehr nervös. Beim zweiten Mal war es viel leichter“, erzählen die Eltern. Beide Operatione­n sind gut verlaufen. Damit

Alexander Lautbildun­gen gut einlernt und bestens betreut ist, hat er immer wieder Nachunters­uchungen und besucht regelmäßig eine Logopädin am LKH Graz. Zu Hause macht der Sprössling brav seine ersten logopädisc­hen Übungen: Dabei muss er Wasser ausspucken und in eine kleine Pfeife blasen. Das einzige Problem dabei: „Vor der Pfeife fürchtet er sich ein wenig“, erzählt die Mutter.

Was Erik und Bianca Gletthofer anderen Eltern raten würden? „Wird die Diagnose Lippen-kiefer-gaumenspal­te gestellt, sollte man sich nicht in Sorgen hineinstei­gern. Das ist nichts Schlimmes. Die Ärzte sind engagiert und wissen, was sie tun.“

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Durch das Mikroskop hat der Chirurg die betroffene­n Stellen vergrößert vor sich
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LKH GRAZ (4) Mutter Bianca, Alexander und das Team des LKH Graz haben allen Grund zur Freude

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