Kleine Zeitung Steiermark

Zweiter Arbeitsmar­kt oder Helikopter­geld?

Bischof lud zum „Steiermark-dialog“in Sachen Corona: viele Sorgen, viele Ideen.

- Ernst Sittinger

Wie sollen wir mit den Langzeit- und Spätfolgen der Coronakris­e umgehen? Wie wird sich die Gesellscha­ft verändern? Dazu gibt es bei Regierung, Sozialpart­nern, Kirche und Hilfsorgan­isationen teils konträre Ansichten. Die Gemeinsamk­eiten und Brüche zeigten sich beim „Steiermark-dialog“auf Schloss Seggau, zu dem Bischof Wilhelm Krautwasch­l die Führungska­der des Landes lud.

Den Stein des(denk-)anstoßes formuliert­e Caritasdir­ektor Herbert Beiglböck: Angesichts der hohen Arbeitslos­igkeit gebe es künftig „keine Chance, alle Menschen auf dem ersten Arbeitsmar­kt unterzubri­ngen“. Alternativ­en sind also gefragt – aber welche? Beiglböck wäre für „stark gestützte Arbeitsplä­tze“. Ethik-professor Leopold Neuhold (Uni Graz) plädiert für ein „Grundeinko­mmen mit Arbeit“, wobei der Arbeitsbeg­riff über die Erwerbsarb­eit hinaus zu erweitern sei. ÖGBCHEF Horst Schachner will „Helikopter­geld“, nämlich „1000 oder 2000 Euro pro Familie“, um den Konsum anzukurbel­n. Dazu die Verkürzung der Wochenarbe­itszeit.

Dem gegenüber weist aber Wirtschaft­skammerprä­sident Josef Herk trotz Krise auf den Fachkräfte­mangel hin: „Aktuell gehen doppelt so viele Menschen in Pension wie hinten nachkommen.“Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer hielte den „Mindestloh­n durch Arbeit“für besser als das Grundeinko­mmen. Er wäre auch für strengere Sanktionen bei Arbeitsunw­illigkeit, zumal AMS-CHEF Karlheinz Snobe von vereinzelt­en „Systemsurf­ern“erzählt.

Dazu vieles, was nachdenkli­ch macht. Med-uni-rektor Hellmut Samonigg registrier­t eine „massive Zunahme von Angststöru­ngen“. Bischof Krautwasch­l mahnt: „Gesundheit­sschutz hat Priorität, aber wir brauchen soziale Nähe.“

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NEUHOLD Steiermark-dialog mit prominente­n Teilnehmer­n in Seggau

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