Zweiter Arbeitsmarkt oder Helikoptergeld?
Bischof lud zum „Steiermark-dialog“in Sachen Corona: viele Sorgen, viele Ideen.
Wie sollen wir mit den Langzeit- und Spätfolgen der Coronakrise umgehen? Wie wird sich die Gesellschaft verändern? Dazu gibt es bei Regierung, Sozialpartnern, Kirche und Hilfsorganisationen teils konträre Ansichten. Die Gemeinsamkeiten und Brüche zeigten sich beim „Steiermark-dialog“auf Schloss Seggau, zu dem Bischof Wilhelm Krautwaschl die Führungskader des Landes lud.
Den Stein des(denk-)anstoßes formulierte Caritasdirektor Herbert Beiglböck: Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit gebe es künftig „keine Chance, alle Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen“. Alternativen sind also gefragt – aber welche? Beiglböck wäre für „stark gestützte Arbeitsplätze“. Ethik-professor Leopold Neuhold (Uni Graz) plädiert für ein „Grundeinkommen mit Arbeit“, wobei der Arbeitsbegriff über die Erwerbsarbeit hinaus zu erweitern sei. ÖGBCHEF Horst Schachner will „Helikoptergeld“, nämlich „1000 oder 2000 Euro pro Familie“, um den Konsum anzukurbeln. Dazu die Verkürzung der Wochenarbeitszeit.
Dem gegenüber weist aber Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk trotz Krise auf den Fachkräftemangel hin: „Aktuell gehen doppelt so viele Menschen in Pension wie hinten nachkommen.“Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hielte den „Mindestlohn durch Arbeit“für besser als das Grundeinkommen. Er wäre auch für strengere Sanktionen bei Arbeitsunwilligkeit, zumal AMS-CHEF Karlheinz Snobe von vereinzelten „Systemsurfern“erzählt.
Dazu vieles, was nachdenklich macht. Med-uni-rektor Hellmut Samonigg registriert eine „massive Zunahme von Angststörungen“. Bischof Krautwaschl mahnt: „Gesundheitsschutz hat Priorität, aber wir brauchen soziale Nähe.“