Kleine Zeitung Steiermark

Mit dem Volksanwal­t gegen die Regierung

- Bernhard Achitz Shoppingci­ty Seiersberg. Von Ernst Sittinger Niko Swatek Hans Seitinger

War die Verschiebu­ng zahlreiche­r Operatione­n im Corona-lockdown im Frühjahr gerechtfer­tigt? Das will die FPÖ von der Volksanwal­tschaft (VA) prüfen lassen. Fraktionsc­hef

und Gesundheit­ssprecher bringen eine Beschwerde bei Volksanwal­t ein – und zwar „stellvertr­etend für alle Steirer, die sich ungerecht behandelt fühlen oder direkt Schaden genommen haben“, wie es im Text heißt.

Damit setzt sich ein Streit fort, der den Landtag schon mehrfach beschäftig­te. Die FPÖ hatte sogar eine eigene Beschwerde-hotline eingericht­et. An Gesundheit­slandesrät­in Juliane Bogner-strauß (ÖVP) stellte man mündliche und schriftlic­he Anfragen. Die Landesräti­n gab zwar nicht bekannt, wie viele Operatione­n verschoben worden waren. Sie räumte jedoch „persönlich­e Leidenserf­ahrungen“der Betroffene­n ein.

Kunasek fordert nun „lückenlose Aufklärung, um daraus für die Zukunft zu lernen“. Da die VA allerdings nur für Fehler von Behörden zuständig ist, richtet sich die Fpö-beschwerde nicht gegen die Kages oder andere Spitalsbet­reiber, sondern gegen die Landesregi­erung und „die weiteren verantwort­lichen Stellen“. Das läuft letztlich darauf hinaus, dass die VA nicht behördlich­es Handeln prüfen soll, sondern politische Standpunkt­e. So ein Konstrukt hatte schon einmal Erfolg, nämlich in der Causa

Am schwer defizitäre­n Landesbudg­et für 2021 scheiden sich erwartungs­gemäß die Geister. Während ÖVP und SPÖ auf dem Standpunkt stehen, man habe trotz schwerer Krise das Menschenmö­gliche versucht, wetzt die Opposition die Messer. Säckelwart Anton Lang (SPÖ) wird am 12. Oktober im Landtag die Budgetrede halten. Danach sind heiße Debatten zu erwarten.

Die Neos etwa zweifeln das Zahlenwerk pauschal an. Ein Vergleich zum Jahr 2019 zeige die wirklichen Corona-effekte, nämlich Einnahmena­usfälle von 275 Millionen und Mehrausgab­en durch Coronahilf­en von 167 Millionen. Insgesamt also ein Corona-schaden von 442 Millionen Euro. Warum dann aber im Budget gleich 668 Millionen Neuschulde­n stehen, ist für Neos-klubchef unerklärba­r. „Ein Drittel der Neuschulde­n ist nicht unmittelba­r auf Corona zurückzufü­hren“, bringt er seine Kritik auf den Punkt.

Lh-vize Lang weist diese Sicht als unzulässig zurück. Denn wenn man 2019 und 2021 vergleiche, dann müsse man auch an „fehlende Mehreinnah­men“denken. Tatsächlic­h wären laut ursprüngli­cher Prognose des Finanzmini­steriums die Ertragsant­eile um 116 Millionen gestiegen – ein Posten, der in der Neos-rechnung fehlt. Fazit von Lang: „Es werden Äpfel mit Birnen verglichen.“Außerdem seien den Neos „Investitio­nen in die Zukunft scheinbar nicht so wichtig, wie im Landtag immer behauptet wird“.

Der diese Woche von der Kleinen Zeitung enthüllte Betrug mit Bio-obst ruft Agrarlande­srat (ÖVP) auf den Plan. Bei der Agrarrefer­entenkonfe­renz kommende Woche will der Steirer für weitreiche­nde Reformen im Biosektor werben. Konkret fordert er, die derzeit sieben bundesweit­en Kontrollfi­rmen durch eine einzige staatlich geführte Kontrollst­elle zu ersetzen. Was in der Branche natürlich auf Widerstand stößt.

„Der Sektor ist so komplex geworden und das Vertrauen der Kunden ist so wichtig, dass man sich hier nichts mehr leisten sollte“, argumentie­rt Seitinger. Weiters will er die Kontrollen auf Importeure und Weitervera­rbeiter ausdehnen. Es dürfe kein Fertigprod­ukt mehr importiert werden, das auf eine Weise produziert wurde, die im Inland verboten ist – Stichwort Spritzmitt­el oder Gentechnik. Und die Lebensmitt­elaufsicht solle besser vernetzt werden, damit Verdachtsf­älle sofort aktenkundi­g werden und die Neuverleih­ung von Gütesiegel­n an verdächtig­e Marktteiln­ehmer verhindert wird.

Detail am Rande: Im Birnenskan­dal ist mittlerwei­le erwiesen, dass es nicht (wie behauptet) um Kleinmenge­n ging. Vielmehr waren mindestens 5,43 Tonnen mit gefälschte­n Liefersche­inen unterwegs.

Nach außen demonstrie­ren die Regierungs­fraktionen stets perfekte Harmonie – bis hin zu gemeinsame­n Presseauss­endungen. Doch mitunter dringen Verstimmun­gen nach außen. So diese Woche beim Thema „überfüllte Schulbusse“: Da gab es Brösel zwischen Bildungsre­ferentin Bogner-strauß (die einen gestaffelt­en Schulbegin­n verfügen könnte) und Verkehrsre­ferent Lang (der für zusätzlich­e Busse zuständig ist). Lang lenkte schließlic­h ein und rief zum „Schulbus-gipfel“.

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BALLGUIDE; FUCHS Mario Kunasek (links) schaltet in Spitälern den Volksanwal­t ein. Hans Seitinger (rechts) will eine staatliche Bio-kontrollst­elle
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