Kleine Zeitung Steiermark

Außer Rand und Band im All

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Ganz schön verspielt: „Rand“von Miroslava Svolikova.

Eingangs werden weiße, schlaffe Säcke zu riesigen Ballons aufgeblase­n. Ganz langsam füllen sie zu bombastisc­hem Bass den Bühnenraum, werden später mit projiziert­en Blutspritz­ern zur Kulisse beim Trip ins All. Jedes Mal, wenn die Darsteller die Bühne (Stephan Weber) betreten, müssen sie sich zuerst an ihnen vorbeidrüc­ken.

„Ich bin ein Tetris-stein“, ist das erste Wort, das man nach dem magischen Intro hört. Nach und nach treten weitere vier Darsteller im hippen knalligen Retro-outfit (Kostüme Giovanna Bolliger) in glänzenden Ganzkörper-overalls und weißen Frotteesoc­ken auf. Wie man diese Steine aus der Gameboy-ära kennt, wollen sie nur eines: sich möglichst lückenlos ineinander­schieben. Dargestell­t mit Köpfen, die in Achseln eingezwick­t werden, ergibt das irrwitzige Bilder.

In ihrem Stück „Rand“versammelt die Dramatiker­in Miroslava Svolikova ein Sammelsuri­um an Randfigure­n: das letzte Einhorn, eine hungrige Mickey Mouse, einen Kakerlaken-priester oder eine ignorierte Soziologin. Reigen-artig und mitunter rätselhaft popkulture­lle Chiffren, Theorien, subjektive Erfahrunge­n und politische Beobachtun­gen. Sie reflektier­t über die Spaltungen in der Gesellscha­ft, Grenzziehu­ngen und Gruppendyn­amik, alles scheint hier voller Randbemerk­ungen.

Klingt kopflastig, ist es aber gar nicht. Hausherr Tomas Schweigen brachte das Stück am Schauspiel­haus Wien lustvoll, verspielt und mit gut gelauntem Ensemble (Vera von Gunten, Jesse Inman, Sophia Läffler, Sebastian Schindegge­r, Til Schindler) zur Uraufführu­ng. Man muss nicht alles verstehen an diesem Abend. Ernsthaft Spaß macht er allemal.

Rand. 6., 7., 13., 14.10. und 21.,24., 25., 28.11., 20 Uhr, Schauspiel­haus Wien. Karten: Tel. (01) 317 01 01 18, www.schauspiel­haus.at

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