Liebeskummer auch bei Freunden
SPsychologin Katharina Smutny über das Geben und Nehmen in einer Freundschaft –
und die Trauer, wenn sie zerbricht.
Wie schmerzhaft ist das Ende einer Freundschaft?
Es gibt tatsächlich auch in Freundschaften so etwas wie Liebeskummer, ähnliche körperliche hormonelle Vorgänge. Es kommt natürlich auf die Intensität und Nähe an. Wie bei Liebeskummer muss der Schmerz in Phasen verarbeitet werden.
Muss das Beziehungskonto ausgeglichen sein?
Das ist die Basis einer guten Freundschaft. Wichtig ist, dass sich das Geben und Nehmen über die Zeit hinweg die Waage hält. Es gibt Phasen, wo einer vielleicht mehr braucht als der andere. Am Ende muss es aber ausgewogen sein, sonst ist das keine gute Freundschaft.
Was verraten uns Dinge, die uns bei Freunden auf die Palme bringen, über uns selbst?
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“Viele Jahre hing dieser Spruch von Jean Paul auf unserer Familienpinnwand, bis unser Jüngster ihn in einem unbewachten Moment bis zur Unkenntlichkeit übermalte.
Für die Erinnerungskultur ist in unserer Familie meine Frau zuständig. Jahrelang hat sie für jedes unserer Kinder Fotoalben angelegt. Damals fotografierte sie noch mit einem Fotoapparat, ließ die Filme entwickeln und die Bilder für jedes der abgebildeten Individuen vervielfältigen. So entstanden viele Fotobücher, die unwiederbringliche Momente festhielten. Diese wurden schon von den Kleinen gerne immer wieder angesehen („Das ist die Pizzeria, in der wir im Sommer wieder essen werden“) und werden immer noch mit zunehmender Nostalgie betrachtet. Inzwischen sind auch schon die Enkelkinder davon fasziniert, wie ihr Papa in ihrem jetzigen Alter ausgesehen hat und dass schon die Eltern des alten Urlo beim Nikolofest am großen Familientisch gesessen sind.
Für die Aufbewahrung ganz individueller Erinnerungen aus dem Leben unserer Enkelkinder hatte Astrid eine neue Idee: In einheitlich dimensionierten leeren Marmeladengläsern verwahrt sie für jedes von ihnen einen kleinen Gegenstand, der am Geburtstag in das Gebinde eingelegt wird und das abgelaufene Lebensjahr symbolisiert. So liegen in Daniels sechstem Glas ein Bleistift und ein Zettel mit der Aufschrift „Zeichnen“, in Lucias erstem Glas ihr erster Schnuller, für Elenas zweites Gefäß hat Antonia schon einen Schlüssel vorbereitet. Das allererste Marmeladenglas der Familie unseres ältesten Sohnes enthält das blaue Strumpfband seiner Frau, das ich im Lauf des heiteren Teils der stimmungsvollen Hochzeit bei der amerikanischen Versteigerung zugunsten der Hochzeitsreise der jungen Leute ersteigert habe.
Dem griechischen Philosophen Aristoteles wird das Zitat zugeschrieben „Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung.“Tun, hoffen und sich erinnern – auch das bedeutet Familie…
Sie erreichen den Autor unter g.hofmann-wellenhof@gmx.at 160 Seiten, 16,90 Euro.