Zum Buch Sagen, was gesagt werden muss
Berührend, kritisch, klug: „Offenheit“von Jaqueline Scheiber skizziert das Leben zwischen Liebe und Tod.
Jaqueline Scheiber besteht darauf, gesehen zu werden. Deshalb legt sie sich offen. So offen, wie es Menschen selten tun. Im Internet besser bekannt unter dem Pseudonym „minusgold“, veröffentlicht die in Wien lebende Sozialarbeiterin seit Jahren „Teilrealitäten ihres Alltags“. Dabei geht es um Dinge wie: ihre psychische Erkrankung, Feminismus, soziale Herkunft und Körperbilder. Als ihr Partner im Jahr 2016 unerwartet verstirbt, verleiht Jaqueline Scheiber ihrer Verzweiflung medialen Ausdruck. Sie schreibt, weil sie nicht anders kann – über Angst, Trauer, einsame Stunden, verlorene Freunde und neu gewonnene Liebe. Es sind verletzliche Momente, die sie mit einer großen Netzgemeinde teilt.
In ihrem Erstlingswerk „Offenheit“reflektiert Jaqueline Scheiber den Balanceakt zwischen dem Öffentlichen und dem
Privaten. Entstanden ist ein Werk, so vielschichtig wie seine Autorin. Angereichert mit Weisheiten, die so treffsicher scheinen, dass man sie niemals mehr vergessen möchte. Denn jeder Satz, jedes Wort sitzt, wenn Jaqueline Scheiber ihr Innenleben Stück für Stück nach außen stülpt – nicht plakativ, sondern betont präzise und daher doppelt eindringlich. Ein kluges Buch, das nicht vorgibt, Ratgeber zu sein, enorm kritisch und lesenswert von der ersten bis zur letzten Seite.