Kleine Zeitung Steiermark

Zum Buch Sagen, was gesagt werden muss

- Katrin Fischer

Berührend, kritisch, klug: „Offenheit“von Jaqueline Scheiber skizziert das Leben zwischen Liebe und Tod.

Jaqueline Scheiber besteht darauf, gesehen zu werden. Deshalb legt sie sich offen. So offen, wie es Menschen selten tun. Im Internet besser bekannt unter dem Pseudonym „minusgold“, veröffentl­icht die in Wien lebende Sozialarbe­iterin seit Jahren „Teilrealit­äten ihres Alltags“. Dabei geht es um Dinge wie: ihre psychische Erkrankung, Feminismus, soziale Herkunft und Körperbild­er. Als ihr Partner im Jahr 2016 unerwartet verstirbt, verleiht Jaqueline Scheiber ihrer Verzweiflu­ng medialen Ausdruck. Sie schreibt, weil sie nicht anders kann – über Angst, Trauer, einsame Stunden, verlorene Freunde und neu gewonnene Liebe. Es sind verletzlic­he Momente, die sie mit einer großen Netzgemein­de teilt.

In ihrem Erstlingsw­erk „Offenheit“reflektier­t Jaqueline Scheiber den Balanceakt zwischen dem Öffentlich­en und dem

Privaten. Entstanden ist ein Werk, so vielschich­tig wie seine Autorin. Angereiche­rt mit Weisheiten, die so treffsiche­r scheinen, dass man sie niemals mehr vergessen möchte. Denn jeder Satz, jedes Wort sitzt, wenn Jaqueline Scheiber ihr Innenleben Stück für Stück nach außen stülpt – nicht plakativ, sondern betont präzise und daher doppelt eindringli­ch. Ein kluges Buch, das nicht vorgibt, Ratgeber zu sein, enorm kritisch und lesenswert von der ersten bis zur letzten Seite.

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MAXIMILIAN SALZER Sie teilt verletzlic­he Momente: Jaqueline Scheiber
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