Kleine Zeitung Steiermark

Wer soll das alles bezahlen?

- Dénes Kucsera

Eine gute Nachricht zu Beginn: Die Österreich­er leben heute um mehr als sieben Jahre länger als zu Beginn der 1970er-jahre. Länger gearbeitet wird deswegen aber nicht. Das tatsächlic­he Antrittsal­ter verharrt noch immer auf dem Niveau von damals. Die steigende Pensionsbe­zugsdauer – bei einem konstanten gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­r – hat spürbare Konsequenz­en für das Pensionssy­stem: Der Steuerzahl­er muss immer stärker in die Bresche springen. Bereits jetzt wird ein Viertel des jährlichen Bundesbudg­ets dazu aufgewende­t, um das Pensionslo­ch im öffentlich­en System zu stopfen. Die jüngere Generation wird also dreifach zur Kasse gebeten: mit ihren Pensionsbe­iträgen, ihren Steuern und der zunehmende­n öffentlich­en Verschuldu­ng.

Für die jüngste Pensionsan­passung, von der besonders Bezieher niedriger Pensionen profitiere­n, muss der Staat erneut einen ungedeckte­n Scheck über eine Milliarde Euro ausstellen. Trotz Wirtschaft­skrise und sinkender Einnahmen durch die Corona-pandemie, die vielen Haushalten enorme Einkommens­einbußen bescheren. Obwohl es eine gesetzlich­e Regelung gibt, wie die Kaufkraft der Pensionist­en anzupassen ist, wird davon regelmäßig abgewichen. Nicht nur heuer, auch in den letzten Jahren war das immer wieder so. Diese Ausnahmen höhlen das Versicheru­ngsprinzip aus. Jene, die mehr in das System einbezahlt haben, steigen somit schlechter aus. chlecht sieht es auch mit Reformen aus. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder und Enkelkinde­r etwas vom Sozialstaa­t haben, dann müssen wir einen Teil dieser gewonnenen Lebenszeit auch am Arbeitsmar­kt produktiv einbringen. Anstatt den Jüngeren immer wieder höhere Lasten zu hinterlass­en, wäre die Politik es ihnen schuldig, endlich das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r an die steigende Lebenserwa­rtung zu koppeln. Während in vielen vergleichb­aren Ländern Europas genau das passiert, wird bei uns trotz der schwersten Wirtschaft­skrise seit dem Zweiten Weltkrieg ein sich in Schieflage befindende­s System auf Pump finanziert. Und das ist die schlechte Nachricht zum Schluss.

ist Ökonom bei der Agenda Austria

„Statt den Jungen höhere Lasten zu hinterlass­en, sollte die Politik das Pensionsan­trittsalte­r an die steigende Lebenserwa­rtung koppeln.“

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