Kleine Zeitung Steiermark

Wie Berührunge­n gespeicher­t werden

- Das große Sammeln

Unser Körpergedä­chtnis ist wenig erforscht. Und das, obwohl gespeicher­te Erinnerung­en einen großen Einfluss auf unser Leben haben.

Gefahrenab­wehr und dem Überleben hilft. Vereinfach­t gesagt: Der Körper ordnet ein, was sich gut und was sich schlecht anfühlt.“ tig beeinfluss­en. Menschen bringen das Nichtfunkt­ionieren eines Körperteil­s mit einem starken emotionale­n Reiz in Verbindung. „Jemand, der einen Herzinfark­t überlebt hat, wird später einen erhöhten Herzschlag tendenziel­l anders deuten als eine Person, die diese Erfahrung nicht gemacht hat“, erklärt Esther Kühn.

Ausgehend davon können Angstreakt­ionen entstehen, die massiv beeinträch­tigend sind. Die Neurobiolo­gin berichtet von Patienten, die plötzlich einen Schmerz spüren, der im Grunde nicht da ist. „Gehen dielieben

se Menschen zum Arzt, wird ihnen völlige Gesundheit attestiert und sie werden zu Fachärzten weitergele­itet.“Werden die Betroffene­n von Arzt zu Arzt herumgerei­cht, beginnen viele zu verzweifel­n. Ihr Leid ist schließlic­h real. Nur dass der Schmerz nicht auf ein organische­s Leid zurückzufü­hren ist, sondern auf eine körperlich­e Erinnerung.

falsch gedeutet werden, hat vor allem einen Grund: Beim Körpergedä­chtnis handelt es sich um ein Forschungs­feld, das in weiten Teilen noch im Dunkeln liegt. Wie genau unser Körpergedä­chtnis funktionie­rt, ist also noch wenig erforscht. Esther Kühn möchte das ändern. Für ihre Arbeit auf diesem Gebiet ist sie kürzlich mit dem „ERC Starting Grant“ausgezeich­net worden. Das ist der wichtigste europäisch­e Forschungs­preis für junge Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler.

Kühn möchte vor allem die Frage klären, wie die Erinnerung­en im Körpergedä­chtnis zustande kommen. Ausgehend von dieser Erkenntnis könnte man zum Beispiel eine neue Therapiefo­rm entwickeln. Schmerzbet­roffenen könnte geholfen werden, indem man bestimmte Körperteil­e, die mit negativen Erinnerung­en besetzt sind, mit neuen und vor allem positiven Erinnerung­en in Verbindung bringt. „Dabei geht es ganz klar um Prävention und darum, Menschen aufzufange­n, bevor sich ihr Leid verschlimm­ert“, sagt die Expertin.

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ADOBE STOCK Ein Händedruck für die Ewigkeit: Der Körper vergisst nicht
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Esther Kühn erforscht das Körpergedä­chtnis

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