Kleine Zeitung Steiermark

Kein letzter Tango, aber Tanz-dis-tanz

- Tanzexpert­in Ursula Gigler-gausterer Von Elisabeth Willgruber-spitz

Ursula Gigler-gausterer, Intendanti­n der Grazer Bühnenwerk­statt, über Limits, Restriktio­nen, Mut,

Chancen und das Jubiläums-tanztheate­rfest 2021.

14 Tage vor Festivalbe­ginn nur in Deutschlan­d und Österreich aufgehalte­n zu haben. Trotz Unsicherhe­iten war das Interesse an den Workshops und Veranstalt­ungen groß.

Sie trieben maßgeblich die Etablierun­g einer Grazer Tanzszene an. Bewegt diese sich in der Pandemieze­it rückläufig?

Eine Krise bietet auch immer eine Chance, die eigene Resisich lienz zu stärken und dafür neue Handlungso­ptionen zu erproben, etwa mit den heutigen Neuen Medien. Damit sind wir alle gefordert: Organisati­on, Fördergebe­r, Künstlerin­nen und Künstler und nicht zuletzt das Publikum. Ich erinnere mich noch gut, wie Tomáˇs Danielis und Claudia Fürnholzer beim Auftragswe­rk für das Minoritenf­estival schon 2010 mit dem litauische­n „Kaunas Dance Theatre Aura“eine Online-produktion erarbeitet haben.

Wie sehen Sie die „Überlebens­chancen“von Freischaff­enden?

Die grundsätzl­iche Frage ist: Wie sieht unsere Gesellscha­ft in Post-pandemie-zeiten aus? Ist sie bereit, künstleris­che Leistung angemessen zu honorieren? Viele aktuelle Zeichen verunsiche­rn da schon sehr. Ich möchte hier Herbert von Karajan zitieren: „Jede künstleris­che Leistung ist ein Sieg über die menschlich­e Trägheit.“Diese Siege müssen jeden Tag aufs Neue errungen werden. Sonst vergisst dich die Gesellscha­ft sehr rasch.

Mein Team arbeitet bereits mit internatio­nalen Kompanien an der Entwicklun­g möglicher Modelle, um auch im Worstcase-szenario zu bestehen. Eine Öffnung hin zu neuen Formen einer künstleris­chen digi

talen Realität ist bereits beschritte­n und muss Teil unserer Zukunftsst­rategie sein. Künstlerin­nen und Künstler waren immer schon Wegbereite­r für Zukünftige­s. Vielleicht gelingt es ihnen mit dem Tanz auch in der Dis-tanz und einer physischen wie virtuellen Gemeinsamk­eit, künstleris­che Wege zu beschreite­n, die wieder zu natürliche­r Körperlich­keit führen.

Was ist eigentlich 30. Tanztheate­rfestival 2021 geplant?

für im

Es wird eine Vor- und Rückschau sein mit Einbindung internatio­naler Künstlerin­nen und Künstler, die das Festival über Jahre begleitet und mitgestalt­et haben.

Welche internatio­nalen Kompanien hätten Sie gerne dabei?

Viele Wünsche begleiten mich, etwa das „Nederlands Dans Theater“oder Mourad Merzoukis Stück „Vertikal“nach Graz zu bringen; auch Begegnunge­n bereits älterer etablierte­r Gruppen mit dem Zeitgeist junger Choreograf­innen und Choreograf­en. Spannende Künstlerpe­rsönlichke­iten mit dramaturgi­schem Mut fesseln und berühren mich, wie zum Beispiel die Belgierin Anne Teresa de Keersmaeke­r mit ihrem neuen Solo über die Goldberg-variatione­n bei den diesjährig­en Wiener Festwochen. Herausford­erung und Vision, diese fasziniere­nde Choreograf­in in Graz begrüßen zu dürfen.

 ?? KK ?? Sie engagieren bei Ihren Festivals internatio­nale Prominenz. Könnten längerfris­tige Einschränk­ungen das Jubiläumsp­rogramm gefährden?
KK Sie engagieren bei Ihren Festivals internatio­nale Prominenz. Könnten längerfris­tige Einschränk­ungen das Jubiläumsp­rogramm gefährden?

Newspapers in German

Newspapers from Austria