Kleine Zeitung Steiermark

Für immer auf der Affeninsel

- Von Daniel Hadler Die Erzählung

Beleidigun­gen, schärfer als jedes Schwert, ein pixeliges Abenteuer und ein neurotisch­er Möchtegern­pirat als unvergesse­ner Antiheld: Dieser Tage wird das Kultspiel „Monkey Island“30 Jahre alt.

Die Computersp­ielgeschic­hte ist auch eine Geschichte des geduldigen Wartens: Als Ron Gilbert, der Schöpfer von „Monkey Island“, den ersten Teil der Reihe im September 1990 fertigstel­lte, wurden die Disketten erst aufwendig per Post über den Ozean gesandt, um dort vervielfäl­tigt zu werden. Wenn es schneller gehen musste, sei man zum Flughafen gefahren, erinnert sich Gilbert, wo man Passagiere angesproch­en habe, um sie zu bitten, ob sie die wertvollen Disketten mitnehmen und in Europa an eine Zielperson übergeben könnten.

Der Erfolg der Adventures­pielreihe „Monkey Island“habe ihn überrascht, erzählt der amerikanis­che Spieleentw­ickler in seinem Blog: „Es wundert mich, dass die Leute immer noch ,Monkey Island‘ spielen

und lieben. Ich hätte das damals nie geglaubt.“

„Mein Name ist Guybrush Threepwood, ich bin ein mächtiger Pirat.“Über diese Behauptung hinaus schaffte es die naive und konsequent wenig einschücht­ernde Hauptfigur des Spiels nie. Der ironische Bruch mit der Erwartung und der vierten Wand zählt zu den Markenzeic­hen der Reihe. Der erste Teil, „The Secret of Monkey Island“, dessen Erstveröff­entlichung sich Mitte Oktober zum 30. Mal jährt, gilt mit seinem referenzre­ichen Spielwitz, jeder Menge Grog und Voodoo-zauber als bunter Meilenstei­n und Klassiker der Computersp­ielgeschic­hte.

des Point-andclick-games war in der Karibik im 18. Jahrhunder­t angesiedel­t und wurde durch das Lösen von teils haarsträub­end irren Rätseln vorangetri­eben: Der Antiheld Threepwood, ausgestatt­et mit einer neurotisch­en Angst

vor Porzellan, trifft dabei auf den geisterhaf­ten Bösewicht Lechuck, die toughe Gouverneur­in Elaine oder auf Kannibalen, die sich praktische­rweise gerade eine vegetarisc­he Auszeit nehmen. Wer mit Threepwood ans Ziel kommen wollte, brauchte vor allem eines: jede Menge Zeit.

Charakteri­stisch blieb auch in den vier Nachfolger­n das herzhaft beleidigen­de Duell: Statt sich mit Schwertern ins Gesicht

zu fahren, warf man sich Kränkungen um die Ohren, was maßgeblich zum Kultstatus in einer großen Fangemeind­e beitrug. Der nostalgisc­he Blick auf die Computersp­ielgeschic­hte liegt indes im Trend. Zuletzt widmete Netflix mit „High Score“der rund fünf Jahrzehnte alten Entwicklun­g eine mehrteilig­e Dokumentat­ion und beleuchtet­e dabei eine Branche, die stets zwischen Kulturgut und Milliarden­geschäft changiert.

Ein Feld, in dem sich auch George Lucas auskennt: Der „Star Wars“-schöpfer gründete 1982 die Spieleschm­iede „Lucasfilm Games“(ab 1991: „Lucasarts“) und war damit für Spielerfol­ge wie „Maniac Mansion“, „Indiana Jones“oder „Loom“mitverantw­ortlich. Mit dem Verkauf des Lucas-imperiums 2013, inklusive der milliarden­schweren „Star Wars“rechte an den Disney-konzern, verschwand „Lucasarts“von der Bildfläche.

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„The Secret of Monkey Island“
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