Für immer auf der Affeninsel
Beleidigungen, schärfer als jedes Schwert, ein pixeliges Abenteuer und ein neurotischer Möchtegernpirat als unvergessener Antiheld: Dieser Tage wird das Kultspiel „Monkey Island“30 Jahre alt.
Die Computerspielgeschichte ist auch eine Geschichte des geduldigen Wartens: Als Ron Gilbert, der Schöpfer von „Monkey Island“, den ersten Teil der Reihe im September 1990 fertigstellte, wurden die Disketten erst aufwendig per Post über den Ozean gesandt, um dort vervielfältigt zu werden. Wenn es schneller gehen musste, sei man zum Flughafen gefahren, erinnert sich Gilbert, wo man Passagiere angesprochen habe, um sie zu bitten, ob sie die wertvollen Disketten mitnehmen und in Europa an eine Zielperson übergeben könnten.
Der Erfolg der Adventurespielreihe „Monkey Island“habe ihn überrascht, erzählt der amerikanische Spieleentwickler in seinem Blog: „Es wundert mich, dass die Leute immer noch ,Monkey Island‘ spielen
und lieben. Ich hätte das damals nie geglaubt.“
„Mein Name ist Guybrush Threepwood, ich bin ein mächtiger Pirat.“Über diese Behauptung hinaus schaffte es die naive und konsequent wenig einschüchternde Hauptfigur des Spiels nie. Der ironische Bruch mit der Erwartung und der vierten Wand zählt zu den Markenzeichen der Reihe. Der erste Teil, „The Secret of Monkey Island“, dessen Erstveröffentlichung sich Mitte Oktober zum 30. Mal jährt, gilt mit seinem referenzreichen Spielwitz, jeder Menge Grog und Voodoo-zauber als bunter Meilenstein und Klassiker der Computerspielgeschichte.
des Point-andclick-games war in der Karibik im 18. Jahrhundert angesiedelt und wurde durch das Lösen von teils haarsträubend irren Rätseln vorangetrieben: Der Antiheld Threepwood, ausgestattet mit einer neurotischen Angst
vor Porzellan, trifft dabei auf den geisterhaften Bösewicht Lechuck, die toughe Gouverneurin Elaine oder auf Kannibalen, die sich praktischerweise gerade eine vegetarische Auszeit nehmen. Wer mit Threepwood ans Ziel kommen wollte, brauchte vor allem eines: jede Menge Zeit.
Charakteristisch blieb auch in den vier Nachfolgern das herzhaft beleidigende Duell: Statt sich mit Schwertern ins Gesicht
zu fahren, warf man sich Kränkungen um die Ohren, was maßgeblich zum Kultstatus in einer großen Fangemeinde beitrug. Der nostalgische Blick auf die Computerspielgeschichte liegt indes im Trend. Zuletzt widmete Netflix mit „High Score“der rund fünf Jahrzehnte alten Entwicklung eine mehrteilige Dokumentation und beleuchtete dabei eine Branche, die stets zwischen Kulturgut und Milliardengeschäft changiert.
Ein Feld, in dem sich auch George Lucas auskennt: Der „Star Wars“-schöpfer gründete 1982 die Spieleschmiede „Lucasfilm Games“(ab 1991: „Lucasarts“) und war damit für Spielerfolge wie „Maniac Mansion“, „Indiana Jones“oder „Loom“mitverantwortlich. Mit dem Verkauf des Lucas-imperiums 2013, inklusive der milliardenschweren „Star Wars“rechte an den Disney-konzern, verschwand „Lucasarts“von der Bildfläche.