Im Lockdown: Mehr tödliche Herzinfarkte
Studie zeigt: weniger Herzpatienten im Krankenhaus, aber höhere Sterblichkeit.
Bereits im April zeigten Österreichs Kardiologen auf: Die Zahl der Patienten, die mit einem Herzinfarkt ins Spital kommen, war im März – im Lockdown – um 40 Prozent gesunken. Schon damals gab es die Befürchtung, dass Menschen trotz Symptomen das Krankenhaus meiden – aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Eine Studie der Med Uni Graz legt nun weitere Zahlen vor: In den steirischen Spitälern wurden während des Lockdowns nicht nur 23 Prozent weniger Patienten mit kardiovaskulären Notfällen behandelt, auch war die Sterblichkeit um 65 Prozent höher. Allein beim Herzinfarkt waren es sogar 80 Prozent mehr tödliche Ausgänge als im selben Zeitraum in den vier Jahren davor, wie Studienleiter Heiko Bugger erklärt.
Vor diesen Kollateralschäden der Coronakrise im Gesundheitssystem wird schon lange gewarnt, nun gibt es immer mehr Zahlen dazu. „Dass weniger Menschen ins Krankenhaus kommen, bedeutet nicht, dass es weniger Notfälle gibt“, sagt Bugger. Das Phänomen wurde international beobachtet, Experten sind sich mittlerweile einig, dass Betroffene im Lockdown Scheu hatten, die Rettung zu rufen – aus Angst vor dem Coronavirus. „Sie melden sich erst, wenn es ihnen schon sehr schlecht geht – und dann ist die Prognose auch schlechter“, sagt Bugger.
In absoluten Zahlen starben im Beobachtungszeitraum rund fünf Menschen mehr als in der Vergleichsperiode – eine viel größere Gruppe, rund 50 Menschen, kam gar nicht erst ins Krankenhaus. „Haben diese Patienten ihre Beschwerden zu Hause ausgesessen, kann das schlimme Folgen haben: Eine Herzschwäche oder Rhythmusstörungen können sich entwickeln“, sagt Bugger.
Was bedeutet das nun für den Ausblick auf Herbst und Winter? „Die Pandemie hält an, die Menschen sind besorgt – es besteht die Befürchtung, dass es weiterhin eine gewisse Scheu gibt, Ärzte und Krankenhäuser zu kontaktieren. Im Herbst und Winter könnte sich die Situation weiter verschlimmern.“Buggers Appell: „Herzbeschwerden sind immer Notfälle, zögern Sie bei einem Druckgefühl in der Brust und Atemnot nicht, Hilfe zu holen!“