Verjüngungskur
Nach Meyer kommt de Beer: Die Niederländerin wird Volksopernchefin.
Generationen- und Geschlechterwechsel an der Spitze der Wiener Volksoper: Lotte de Beer (39) wird mit der Saison 2022/23 Robert Meyer an der Spitze des Hauses nachfolgen. „Einen großen Teil des jungen Publikums haben wir verloren – deshalb ist es, glaube ich, jetzt an der Zeit für mich, Verantwortung zu übernehmen“, sagte die niederländische Theatermacherin bei ihrer Bestellung. Dabei gehe es ihr nicht um Zerstörung bestehender Traditionen. „Statt Dekonstruktion und Schockieren will ich künstlerisch bezaubern.“Die große Geste bringe nichts, wenn das Publikum wegbleibe.
Dafür möchte Lotte de Beer auch weiterhin selbst Regie führen. Geplant sei eine Regie pro Saison am Haus und eine weitere andernorts. Als Regisseurin hat sich de Beer schnell in der europäischen Musiktheaterlandschaft etabliert. Ihre Ausbildung begann sie in Maastricht, wo sie Gesang, Klavier und Schauspiel studierte. Es folgte der Wechsel ins Regiefach und an die Hochschule in Amsterdam. Nach dem
Abschluss 2009 wurde sie von Peter Konwitschny entdeckt, mit dem sie bei mehreren Produktionen zusammenarbeitete. 2010 gründete de Beer mit dem Projekt Operafront ihre eigene Kompanie, die an wechselnden Orten das Genre nicht zuletzt für ein junges Publikum zugänglich machen will.
Als Regisseurin war sie in Stuttgart, Leipzig, Amsterdam, Kopenhagen, München tätig, und auch in Österreich hat de Beer reüssiert: in der Kammeroper sowie im Haupthaus des Theaters an der Wien. („Perlenfischer“, „Johanna von Orléans“).
Die Niederländerin folgt dem Langzeitintendanten Robert Meyer nach, der das Haus 2007 übernommen hatte. Meyer hatte sich zwar um eine Vertragsverlängerung beworben, wurde aber nicht mehr berücksichtigt.
Theaterholding-geschäftsführer Christian Kircher erinnerte daran, dass mit dem Auswahlprozess letztlich auch eine „Weichenstellung“für die Volksoper verbunden gewesen sei. Mehr als 30 Bewerber habe es gegeben.