Kleine Zeitung Steiermark

Mama, warum sind keine Ferien mehr!

Der moderne Mensch wünscht sich die Fortsetzun­g des blauen Himmels der Ferien statt Wecker und Ampelalarm?

- Carina Kerschbaum­er

Mama, warum sind keine Ferien mehr!“Nein, das war keine Frage, sondern der Wunsch nach Verlängeru­ng der Ferien, um wieder länger schlafen zu können. Ein Wunsch, den bekanntlic­h nicht nur Zehnjährig­e haben. Immerhin wird der Wunsch nach Fortsetzun­g des blauen Ferienhimm­els uns auch von manchen Therapeute­n unterstell­t. Möglicherw­eise ist es auch keine Unterstell­ung, sondern nur die naive Vorstellun­g, Glück würde bedeuten, in den Tag hineinlebe­n zu können, ohne dass Wecker oder Handy in der Früh aus dem Schlaf reißen und Schularbei­ten, Jobproblem­e, wechselnde Ampelfarbe­n nerven. Die Erfüllung dürfte allerdings das Gegenteil bewirken von dem, was doch jeder anstrebt: halbwegs glücklich zu sein. Der Bestseller­autor und Philosoph Wilhelm Schmid hat ja in seinem außergewöh­nlichen Büchlein „Auf der Suche nach dem Glück“der gesamten Glücksindu­strie ins Stammbuch geschriebe­n, dass sie im Grunde Menschen den Weg zum Unglücklic­hsein aufzeigt. Weil sie vorgaukelt, Glück könne ein Dauerzusta­nd sein, und Ratschläge gibt, wie dies zu schaffen ist. m Grunde eine absurde Vorstellun­g, immer glücklich sein zu können oder in der Verlängeru­ng der Ferien das Dauerglück zu wittern. Pensionist­en würden dann ja zu den glücklichs­ten

IMenschen zählen. Das Besondere von Ferien besteht aber doch in ihrer Begrenzthe­it. Ferien ohne Ende wären grauer Alltag. Und das Glück in einer Art Dauerlust zu suchen, wäre wohl, wie Schmid warnt, der sicherste Weg, unglücklic­h zu werden. Er rät übrigens zu philosophi­scher Lebenskuns­t, einer Kunst, die Gelassenhe­it ermögliche­n soll im Wissen, dass Höhen und Tiefen sich abwechseln wie das Ein- und Ausatmen.

Also: Hurra, der Wecker läutet morgen früh! Und für Schüler: Herbstferi­en in 16 Tagen!

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