Mama, warum sind keine Ferien mehr!
Der moderne Mensch wünscht sich die Fortsetzung des blauen Himmels der Ferien statt Wecker und Ampelalarm?
Mama, warum sind keine Ferien mehr!“Nein, das war keine Frage, sondern der Wunsch nach Verlängerung der Ferien, um wieder länger schlafen zu können. Ein Wunsch, den bekanntlich nicht nur Zehnjährige haben. Immerhin wird der Wunsch nach Fortsetzung des blauen Ferienhimmels uns auch von manchen Therapeuten unterstellt. Möglicherweise ist es auch keine Unterstellung, sondern nur die naive Vorstellung, Glück würde bedeuten, in den Tag hineinleben zu können, ohne dass Wecker oder Handy in der Früh aus dem Schlaf reißen und Schularbeiten, Jobprobleme, wechselnde Ampelfarben nerven. Die Erfüllung dürfte allerdings das Gegenteil bewirken von dem, was doch jeder anstrebt: halbwegs glücklich zu sein. Der Bestsellerautor und Philosoph Wilhelm Schmid hat ja in seinem außergewöhnlichen Büchlein „Auf der Suche nach dem Glück“der gesamten Glücksindustrie ins Stammbuch geschrieben, dass sie im Grunde Menschen den Weg zum Unglücklichsein aufzeigt. Weil sie vorgaukelt, Glück könne ein Dauerzustand sein, und Ratschläge gibt, wie dies zu schaffen ist. m Grunde eine absurde Vorstellung, immer glücklich sein zu können oder in der Verlängerung der Ferien das Dauerglück zu wittern. Pensionisten würden dann ja zu den glücklichsten
IMenschen zählen. Das Besondere von Ferien besteht aber doch in ihrer Begrenztheit. Ferien ohne Ende wären grauer Alltag. Und das Glück in einer Art Dauerlust zu suchen, wäre wohl, wie Schmid warnt, der sicherste Weg, unglücklich zu werden. Er rät übrigens zu philosophischer Lebenskunst, einer Kunst, die Gelassenheit ermöglichen soll im Wissen, dass Höhen und Tiefen sich abwechseln wie das Ein- und Ausatmen.
Also: Hurra, der Wecker läutet morgen früh! Und für Schüler: Herbstferien in 16 Tagen!